Autismus - ohne wäre die Normalität gestört

 

 

  ESH-Startseite

 

 

Hinweis: Da uns vereinzelt von Lesern ein zerschossenes Seitenlayout mitgeteilt wurde: Sollte dieser Text nicht unter dem Menü stehen, sondern daneben, dann teil uns das über das Kontaktformular mit. Wir können nicht jedes System selbst testen.

Zerrüttetes Vertrauen als Barriere

Im aktuell umfassend geschilderten Fallbericht kommt auch diese Thematik zur Sprache, die wir bereits aus diversen Fällen in der einen oder anderen Weise kennen. Es ist an der Zeit auch diese Problematik in einem eigenen Artikel als existierende Barriere zu umschreiben.

Jeder neue Kontakt eines Autisten z.B. mit einer Behörde ist auch der Beginn eines sich entwickelnden Verhältnisses. Vielleicht zu einzelnen Sachbearbeitern, oft auch eher zu einer ganzen Behörde, deren handelnde Personen stur eine bestimmte für den Autisten nicht zugängliche Standardlinie verfolgen.

Wenn zu Beginn vom Autisten versucht wird, darauf hinzuweisen, welche Faktoren für einen barrierefreien und daraus möglichst einfachen und in der Sache gelingenden Kontakt zu beachten wären, dann sind viele Reaktionen der anderen Seite möglich. Vielleicht wird gewissenhaft darauf eingegangen, der Kontakt zu dieser Stelle gelingt und die Sache kann relativ einfach für beide Seiten erledigt werden. Vielleicht aber, und selten ist das leider bis heute ganz und gar nicht, stellen sich die handelnden Personen auf der anderen Seite quer, übergehen diese Punkte nach Möglichkeit und spulen stur und rechtswidrig weiter ihr Standardvorgehen ab, etc.

Im letzten Fall ergeben sich schon von der Sache her dann entsprechende Probleme, etwas erledigt zu bekommen wird letztlich für beide Seiten teils ganz erheblich schwieriger. Dieser Effekt ist vordergründig offensichtlich. Hintergründig kann sich jedoch wirkend auf Seite des Autisten bei solchen Abläufen auch noch eine weitere zusätzliche und wegen ihrer Hintergründigkeit bisher oft noch wenig beachtete Barriere herausbilden, die für sich genommen in ihren Auswirkungen als ganz und gar nicht unbedeutend eingeordnet zu werden hat.

Aus unserer Erfahrung in der Selbsthilfe beschreiben wir dieses zerrüttete Vertrauensverhältnis hier als etwas, das auf Seite der Autisten meist selektiv im Kontakt zu den jeweiligen Personen oder dieser sich eher einheitlich gebenden Behörde, sonstigen Stelle oder auch zu Wirtschaftsunternehmen aller Art schwere Folgen nach sich ziehen kann, z.B. bis hin zu Angst- und Panikzuständen, die es einem Autisten zusätzlich unmöglich machen sich in Kontaktsituationen mit diesen zu begeben. Die hier beispielhaft genannten Panikzustände sind oft nicht kontrollierbar, ein breiter verständlicher Vergleich könnte zu unüberwindlicher Höhenangst gezogen werden, bei der jemandem sein Körper einfach nicht mehr gehorcht.

Gegenüber Stellen, die aufgrund ihres Gebahrens einen Eindruck geringer Zuverlässigkeit erwecken, die z.B. getroffene Absprachen wahrscheinlich nicht genügend einhalten würden, da sie das Barrierefreiheitsthema dem Anschein nach kaum in der für Autisten erforderlichen Ernsthaftigkeit und Genauigkeit beachten, die schon in ihren Antworten daran scheitern inhaltlich korrekt das aufzugreifen, was für die Herstellung eines barrierefreien Zugangs zu ihnen erforderlich wäre oder die bereits zurückliegend Absprachen tatsächlich nicht gewissenhaft und in erforderlicher Weise einhielten gäbe es zudem die Option rechtlicher Absicherungen durch vertraglich festgelegte strafbewehrte Dokumente, in denen zu beachtende Dinge aufgezählt werden können. Die Höhe der vorgesehenen Strafe sollte so beziffert werden, daß sie diese Stelle auch wirklich entsprechend dem Risiko von Übergriffen auf Seite des Autisten entsprechend schmerzlich spürbar sein könnte. Damit verbunden sollte ggf. auch das Angebot einer Einwilligung zu geeigneter beweissichernder Dokumentation werden, denn wenn der Autist aus seinem Verfügungsbereich heraus einen Bruch der Absprache nicht gerichtsfest nachweisen könnte, würde in ihr keinerlei wirksamer Absicherung bestehen, denn die andere Seite könnte einfach bestreiten, daß der Autist z.B. körperlich angefasst wurde. Das würde dann aber auch kein gesteigertes Sicherheitsgefühl nach sich ziehen können, das einem Autisten dann erst wieder innerlich ermöglichen könnte sich einer Situation auszusetzen, da die Gegenseite zu dieser vertrauensbildenden Maßnahme zur Bekräftigung getroffener Absprachen bereit war. Zumindest wenn eine solche abgesicherte Konstellation zvor nicht bereits gescheitert war, da Absprachen trotzdem nicht umgesetzt wurden.

Würde eine Stelle die strafbewehrte Version einer Absprache zu Bedingungen der barrierefreien Zugänglichkeit ablehnen, darf daraus dann abgeleitet werden, daß diese Stelle sich selbst nicht hinreichend sicher ist, daß das eigene Personal die Absprache sicher umsetzen würde, was dann wieder die Unmöglichkeit dieser angebotenen Vorgehensalternative vom Autisten her an sich bedingen dürfte.

Zu Tag 149 ist im oben bereits verlinkten Fallbericht beispielhaft als eine Version davon bereits nachzulesen: „[…] eine solche Ihnen zusätzlich eröffnete Ersatzlösung aufgrund des von Seiten Ihrer Behörde schuldhaft zerrütteten Vertrauensverhältnisses und dessen unabänderlichen psychischen Folgen (zu erwartende nicht kontrollierbare Panik- und Angstblockade) eine solche Lösung zu eröffnen, bei der Ihre Behörde nun strafbewehrt versichern müsste, dass alle gemachten Absprachen durch die beteiligten Mitarbeiter Ihrer Behörde – sowie weiteres möglicherweise am gewählten Ort agierendes Sicherheitspersonal das z.B. zur Gebäudeverwaltung zählen könnte – unbedingt und vollumfänglich durch diese eingehalten würden. Sollte dagegen verstoßen werden, wäre eine einklagbare Vertragsstrafe von 1000€ von Ihrer Behörde her fällig. Und sollten Sie darauf nicht eingehen, dann wäre dies ein klarer Hinweis darauf, dass Sie selbst nicht darauf vertrauen würden, dass Ihre Mitarbeiter diese Abmachungen und Anforderungen sicher vollständig einhalten würden. Zwecks beweishafter Dokumentation wäre dann als weitere Bedingung das Einverständnis Voraussetzung gewesen von meiner Seite die gesamte Begegnung mit Ihren Mitarbeitern in Bild und Ton aufzuzeichnen.“

Dies bietet sich insbesondere in Konstellationen an, die auch körperlichen Kontakt umfassen und bei denen eine Vielzahl entsprechender Übergriffe und Verletzungen stattfinden könnten, weiteres beispielhaftes Zitat mit einer nicht abschließenden Aufzählung einiger nicht unwahrscheinlicher Übergriffe solcher Art von Tag 149: „Die ID-Prüfung findet wie beschrieben statt (kein mündliches Sprechen (unter mündlicher Kommunikation verstehe ich auch eine Begrüßung wzb „Hallo“ oder eine Verabschiedung „Tschüss“. Dies darf NICHT bei einem ID-Termin mit mir stattfinden), keine sonstigen Mitteilungen, keine körperlichen Berührungen oder Annäherung auf mehr als Griffweite zu meinem Rumpf, kein körperliches Bedrängen oder in den Weg stellen), jedoch abweichend vor dem Haupteingang des Jobcenters unter freiem Himmel“

Nicht jeder Autist neigt bei dieser Barriere zu Angst- und Panikattacken in dieser Weise, für andere kann sich auch eine erheblich reduzierte selektive Handlungsfähigkeit oder gar eine völlige selektive Handlungsunfähigkeit ergeben, indem er einfach nicht mehr in der Lage ist diese Situation für sich zu kalkulieren, Punkte zu finden, an denen im eigenen Handeln gegenüber dieser Stelle oder Person angesetzt werden kann, von denen ausgehend noch zu der Sache überhaupt weiter überlegt werden könnte, sich mit dem Gegenstand gedanklich überhaupt noch in sich zu befassen. Und das kann eine kontaktspezifisch-selektive Nichtzugänglichkeit für Autisten bedingen, die für sich genommen vergleichbar ist mit der Nichtzugänglichkeit durch Barrieren eher physischer oder körperlich-sensorischer Art. Während einer solchen selektiven Handlungsunfähigkeit können andere Kontakte wie gewohnt weiterlaufen, die in sich in der Gesamtbetrachtung vieler Faktoren keine entsprechend schwerwiegenden Barrieren aufweisen.

Folge derart fehlender Zugänglichkeit kann bei Autisten auch sein, daß bei nicht völliger durch die Umstände eines Kontakts bedingter selektiver Handlungsunfähigkeit ein komplexerer Sachverhalt, um den es in diesem speziellen Kontakt gehen würde nicht mehr gleichzeitig als Ganzes verhandelt werden kann, sondern nur noch Detailpunkt nach Detailpunkt. Etwa in dem Sinne, daß erst rein Detailpunkt 1 einvernehmlich geklärt sein müßte um dann danach einen neuen Detailpunkt angehen zu können, der dafür genügend überschaubar oder im Ansatz greifbar wirkt, um in der Kommunikation mit der anderen, Barrierefreiheit nicht umfassend zugestehenden, Seite doch noch langsam in der Angelegenheit vorankommen zu können.

Aus einer selektiv nicht zugänglichen Konstellation kann sich dann ebenso zudem auch ein Triggerkomplex herausbilden, also etwas das bei der reinen Erwähnung der fraglichen Stelle oder Person selektiv erheblich reduzierte Handlungfähigkeit oder gänzliche Handlungsunfähigkeit bewirken kann. Dafür kann z.B. ausreichen, daß nur ein Brief soeiner Stelle oder Person erhalten wird.

Die Folgen der Nichtzugänglichkeit in einem Kontakt, insbesondere z.B. zu Behörden, zu „Trägern öffentlicher Gewalt“, denen Bewohner eines Staates oft sozusagen ja ausgeliefert sind und die sozusagen darüber hinaus auch sinngemäß und empfunden Vertreter eines ganzen Gemeinwesens sind, sind zudem nicht immer nur selektiv auf diesen einzelnen Kontakt bezogen. Es kann sich bei Autisten in Folge solcher unversöhnlich, gnadenlos wirkenden Barrieren auch allgemeinere Handlungsfähigkeit einstellen bis hin zu wachsender Unfähigkeit eigene alltägliche, grundlegenere Angelegenheiten noch von sich heraus zu bewältigen. Die ganze Existenz des Autisten kann davon über längere Zeiträume überschattet werden und würde in dem Fall eine allgemein fortwirkende Belastung darstellen. Wir meinen dies mag von außen betrachtet dann depressiven Zuständen ähneln, stellt aber eigentlich etwas ganz anderes dar.

Daneben können solche Widrigkeiten um verweigerte Barrierefreiheit Autisten sicherlich auch depressiv machen oder gar schwere Depressionen bedingen. Zumal wenn sich solche Erlebnisse über seltene Einzelfälle hinaus in eigenen Lebensbereich häufen.

Nach unseren Erfahrungen liegt in der Dynamik der Barriere eines zerrütteten Vertrauensverhältnisses in einem Bereich des gesellschaftlichen Teilhabe bisher sehr häufig ein besonderes Eskalationspotenzial, das es angemessen erscheinen lassen könnte besonders zu ihr hervorgehoben allgemeingesellschaftliche Bewußtseinsbildung anzustreben.

Diese Barriere tritt in der Regel nur gegenüber Stellen oder Personen auf, die sich gegenüber Autisten sowieso bereits in irgendeiner schwerwiegenden Weise ignorant verhalten. Desöfteren kam es uns vor als würde z.B. in einer Behörde ein übliches allgemeines Drehbuch existieren „Querulanten“ in mehreren Schritten in die dort vorgesehene Spur zu drücken. Der Autist auf der anderen Seite weist hingegen oft auf einige typische Probleme hin. Da diese häufigen Schwierigkeiten fast nie auf Anhieb umfassend korrekt verstanden werden, ist bedeutend wie darauf reagiert wird, ob erkennbar wird, daß die andere Seite mitdenkt und so „psychische Verletzungen“ des Autisten vermeiden wird. Wenn darauf eingegangen wird kann ein zu Beginn neutral – oder aufgrund wiederholt schlechter zurückliegender Erfahrungen schon von Beginn an mehr skeptisch bis als belastend, kräftezehrend – empfundener Kontakt eine sich entwickelnde günstige Vertrauensgrundlage nach sich ziehen, aus deren Geschichte sich mehr und mehr Ansatzpunkte für ein Mitdenken, ein Mitwirken des Autisten ergeben.

Ignorant vorgehende Stellen oder Personen meinen wohl oft, der Autist habe zu Anfang irgendwelche Mondforderungen gestellt, sie wähnen sich in einer basarartigen Verhandlungssituation, wie sie sie wohl tatsächlich in vielen Kontakten zu Nichtautisten auch tatsächlich vorfinden werden. Manchmal picken sich solche Leute dann irgendetwas heraus und stimmen dem zu. Der Autist hat aber von sich aus erst auf einige Punkte hingewiesen, die im Umgang besonders bedeutend für eine barrierefreie Situation sind und die oft vorkommen. Es ist eher so, daß er damit eine für ihn absehbare Mindestschilderung abgibt.

Maximalforderungen gleich zu Beginn aufzureihen würde im Fall von Autisten aufgrund der Komplexität der Unterschiede zwischen Autisten und vielen Nichtautisten wohl eher auf ein mehrbändiges Buch hinauslaufen. Und viele dieser Punkte würden in einem einzelnen Kontakt wohl nie wirklich relevant werden, da die Situation sich einfach nicht entsprechend entwickelt. Und jeder Autist ist ja in seiner Strukturiertheit auch etwas verschieden, wenngleich die Minderheit der Autisten typische Eigenschaften vereint. Welche Minderheit ist schon eine Art Klonserie.

In diesem Eskalationsspiralen haben wir also oft sich gegenseitig moralisch auch noch bestärkende Nichtautisten, die mit dem Autisten meist gar nicht zu den Barrierefreiheitsfragen das Gespräch suchen und feststellen, daß die Basartaktik bei diesem halsstarrigen Individuum nicht nur nicht wirkt, sondern, daß der Autist aus deren Perspektive wohl dazu auch noch immer neue zu beachtende Punkte aufreiht, statt sich endlich „zu fügen“.

Das kann der Autist jedoch nicht, da es in der Situation eben um erforderliche Punkte zur Herstellung von Barrierefreiheit geht, die alle keineswegs Extremforderungen darstellen, sondern einfach sachlich thematisierte unausweichlich erforderliche Kriterien, die im Umgang mit ihm beachtet werden müssen.

Im Fall von Behörden haben wir es in diesen Fällen oft mit Sachbearbeitern zu tun, die zutiefst gewohnt sind über andere Menschen zu entscheiden, sie oft auch in Schranken zu weisen. Nach unseren Vermutungen fällt es vielen dieser Leute sehr schwer im Umgang mit Behinderten davon dann „umzuschalten“ auf eine geeignete rechtskonforme Herangehensweise an die Herstellung von Barrierefreiheit. Wie das gelingen könnte? Das könnten vielleicht eher reflektiertere Nichtautisten genauer eingrenzen?

Und darin liegt keine Lebensuntüchtigkeit, die Autisten eben pauschal zueigen wäre, sondern die Folge des ganz speziellen nicht barrierefreien Vorgehens der anderen Seite, welches bei anderem Vorgehen so nicht vorgekommen wäre.

Von dieser Schilderung ausgehend können nun wohl leicht weitere Verbindungen gezogen werden zu bereits langjährig bekannten Schilderungen zum Ordnungsbedürfnis von Autisten, die zwar meist von Eltern oder „Experten“ herstammen und folglich wie gewohnt überwiegend die tatsächlichen Sachverhalte um Autisten nur schlecht und teils falsch durchdringen. Aber es zeigt durchaus, daß „da was ist“, was dieser Barrierebeschreibung in mancher Hinsicht nicht unähnlich wirkt. Und es ist in jedem Kontakt ein bedeutender Faktor, ob eine Seite die elementaren Grenzen des anderen in angemessener Weise berücksichtigt oder über sie einfach den anderen als Mensch schädigenden Art und Weise hinwegfegt und zunehmend den gefestigten Eindruck erweckt auch Hinweise gar nicht zu lesen, zumindest nicht zu verstehen und zu beachten.

Behindern wir uns nicht alle gegenseitig?

Nehmen wir an, ein Autist begegnet einem Nichtautisten. Der Nichtautist erwartet die von ihm gewohnte mündliche Kommunikation und ständige Körperberührungen dabei. Der Autist wünscht sich die Trennung von gemeinsamer körperlicher Aktivität und fernschriftlicher Kommunikation. Sobald der eine seine Vorstellung einseitig durchsetzen will, strebt er danach den anderen zu behindern.

Das sollte doch jedem einleuchten? Nicht? Richtig, diese Darstellung ist falsch zuungunsten tatsächlich Behinderter.

Immer wieder versuchen vornehmlich Nichtautisten vom hochrangigen „Behindertenaktivisten“ bis hin zum Angehörigen den Behinderungsbegriff abseits eindeutig gesellschaftlich relevanter Institutionen wie Behörden, etc. zu ihren Gunsten umzudeuten. Das läuft meist im Grunde darauf hinaus den Behinderungsbegriff ohne seine gesellschaftliche Komponente rein auf die Beziehung zweier Subjekte zu beziehen. Dabei ist der Behinderungsbegriff mit guten Gründen nur Minderheiten vorbehalten, die durch gesellschaftliche Behinderungen von gesellschaftlicher Teilhabe ausgegrenzt werden, direkt (durch Barrieren) oder indirekt (durch „ill-treatment“, also eine Behandlung durch die Gesellschaft, die den Behinderten krank macht und auf diesem Weg Teilhabe behindert oder gar verhindert).

Diese gesellschaftliche Teilhabe besteht nicht im Umgang mit Familie Müller, sondern generell im Umgang mit Mitmenschen aus der Mehrheit und allen ihren funktionalen Segmenten (also nicht nur mit „Arbeitern“, sondern auch mit „Akademikern“). Gesellschaftliche Teilhabe bezieht sich nicht auf jedes einzelne Glied der Gesellschaft direkt und konkret, sondern auf eine Anzahl von Gliedern. Wer als Teil einer großen Masse agiert, hat mehr Verantwortung. Und sofern viele einzeln Handelnde in einer Gesellschaft solche Diskriminierungen leben, muß der Staat eingreifen, da ein strukturelles gesellschaftliches Ungleichgewicht besteht, das eine Minderheit in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe erheblich benachteiligt.

Wenn manch einer auch in diesem Zusammenhang eine „Diktatur der Minderheiten“ beklagt, kommt nicht nur die Verunsicherung der Mehrheit über die vielen Punkte an denen heutzutage Diskriminierungen bekämpft werden und gewohnte Abläufe in Frage stellen zum Ausdruck. Der Reflex einer Mehrheit, zu der in vielen inhaltlichen Punkten auch Vertreter der Minderheiten zählen, die selbst in anderen Punkten eigene Diskriminierungen erkennen. Es fehlt oft auch ein Verständnis für den Wert der Gleichberechtigung von Minderheiten anstatt einem plumpen Faustrecht der Mehrheit, zumal so gut wie jeder Mensch mehreren Minderheiten zugehörig ist.

Auch wenn die Herausbildung eines von der falschen medizinischen Herangehensweise grundlegend unabhängigen Behinderungsbegriffs noch auf sich warten läßt, kann man neben der Minderheitenrolle bereits weitere Voraussetzungen für das Vorliegen einer gesellschaftlichen Behinderung eines Individuums benennen. Dies ist das Kriterium der Dauerhaftigkeit (in Deutschland gesetzlich auf 6 Monate definiert). Dies ist vor allem noch das Kriterium der Unfreiwilligkeit. Manchen Gruppen treten wir aufgrund unserer Entscheidungen bei. Für behinderte Bevölkerungsgruppen trifft das nicht zu. Wenn jemand z.B. im Ausland die Landessprache nicht beherrscht, so wird er zwar gesellschaftlich ausgegrenzt, ist aber nach üblichen Verständnis nicht behindert, denn er kann sich im Prinzip jederzeit weiterbilden.

Wenn ein Nichtautist also gerne mündlich kommuniziert und sich unwohl fühlt, wenn er den Gesprächspartner nicht ständig antatschen darf, dann wird er durch Grenzziehung eines Autisten dagegen nicht selbst behindert. Denn in dieser Welt ist er nicht nur ein einzelnes Subjekt, sondern Teil einer ähnlich veranlagten Mehrheit und daher verpflichtet zu Rücksichtnahme auf den Vertreter der Minderheit, also in diesem Beispiel den Autisten. Denn es geht nicht nur um den Kontakt zwischen zwei Menschen, sondern um den Umstand, daß viele Nichtautisten als Gruppe barrierefreien Kontakt zu Autisten abblocken und so Autisten gesellschaftlich ausgrenzen. Wären es nur 5% der Nichtautisten, die so handeln würden, wäre der Einzelfall keine Behinderung. Da aber 90% der Nichtautisten mehr oder weniger schwerwiegend so handeln ist dieses Verhalten kein reines Verhalten einer Einzelperson mehr, sondern Teil gesellschaftlicher Diskriminierung, die ein Unrecht darstellt.

Der Ratschluß der Evolution

Viele Menschen halten den Durchschnittsmenschen für den Idealtyp der menschlichen Evolution. Evolution scheint dabei gerne mit einem sauberen Wettbewerb gleichgesetzt werden, in welchem der gewinnt, der die besten Noten erzielt.

Jedoch ist Evolution immer auch gerade bei der Entwicklung der Menschen eine Frage von Gewalt und Faustrecht gewesen. Denn hätte es den edlen friedlichen hochbegabten Menschen irgendwann gegeben, er wäre mordlustigen Horden eines anderen eigentlich viel dümmeren Typs Mensch trotzdem ausgeliefert gewesen. Evolution ist in diesem Bereich nicht das Qualitätsmarkenzeichen, zu dem sie erstaunlich häufig stilisiert wird. Erst recht nicht zu einem moralischen Werturteil der Natur.

Auch in Autistenkreisen ist immer mal in ziemlich romantisierender Weise von „der nächsten Stufe der Evolution“ die Rede. Als würde Evolution ein Wettbewerb zum angenehmsten und liebenswertesten Menschen darstellen.

Wenn Autisten heute in der Minderheit sind, kann man sich mit Recht fragen, wie es dazu gekommen ist. Weil sie nicht lebenstüchtig genug waren, wie sehr viele Nichtautisten heute nur zu gerne glauben? Oder weil der gewalttätigere Durchschnittsnichtautist sich mit Mord und Totschlag zur Mehrheit machte? Mit Mitteln, die nach heutigen zivilisatorischen Vorstellungen als Verbrechen gewertet würden?

Evolution, das kann auch schlichtweg der Garten sein, der von einem „Unkraut“ überwuchert wird, das andere Arten aktiv verdrängt. Evolution ist oft einem anderen das Letzte wegzuessen, so daß er stirbt. Das können sie offenbar besonders gut, die Durchschnittsnichtautisten mitsamt ihrer Rudelfixierung.

Liebe Leute denkt also daran, was Evolution wirklich ist, wenn ihr in Behinderungszusammenhängen mit dem Ratschluß der Evolution argumentiert.

Was ist autistenfeindlich? Ist Autistenfeindlichkeit Rassismus?

Was ist autistenfeindlich?

Diskriminierende Haltungen zeigen ihre Wirkung im ganzen Alltag. Feindlichkeit ist eine Einstellung gegenüber einer bestimmten Gruppe oder einzelnen Personen. Doch was ist feindlich und was nicht? Zu einer möglichst objektiven Herangehensweise an Autistenfeindlichkeit braucht es eine Definition. Da die sozialen Mechanismen gegenüber Autisten dieselben sind wie gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen, die Hass und Diskriminierungen erfahren bietet es sich an zur Sondierung der hier relevanten Frage eine anerkannte Definition heranzuziehen, hier fällt die Wahl auf die prägnante Antisemitismusdefinition nach Nathan Sharansky, welcher u.a. als Chef der israelischen Einwanderungsorganisation fungierte:

Zitat:

Trifft eines dieser Kriterien zu, handelt es sich nicht mehr um bloße Kritik: Doppelmoral, Dämonisierung, Delegitimierung

Naheliegenderweise wird dieser Maßstab in der Praxis vor allem auf Aussagen von Personen angewandt. Es kann also nur erfasst werden, was auch ausgedrückt wird.

Ist nun dieser Maßstab angelegt, überkommt den Betrachter der nicht völlig achtlos durch die Welt geht und dem Thema Autismus schoneinmal begegnete vermutlich in den meisten Fällen größtes Unbehagen:

Zeitgeist: Kann man eine Definition für Antisemitismus einfach so auf Autistenfeindlichkeit beziehen?
Autor: Alleine die Frage dürfte schon autistenfeindlich sein? Denn sie spielt mit Delegitimierung.
Z: Aber Autisten sind krank, ein Vergleich mit Autisten beleidigt alle Juden.
A: Traurig diese Geschichtsvergessenheit, gerade zur Nazizeit wurden Juden doch in genau derselben medizinischen Herangehensweise praktisch für erbkranke Asoziale gehalten.
Z: Aber der Fanatismus der Nazis war Unsinn …
A: … genauso wie heutige Doppelmoral, Dämonisierung und Delegitimierung von Autisten Unsinn ist. Es gibt ja noch nicht einmal eine objektive Definition von Krankheit aus der all das logisch ableitbar wäre, das in Diagnosekatalogen ausgeführt wird. Diese Kataloge sind politisch-kulturelle Produkte aus nicht einmal demokratisch legitimierten Gremien und haben nichts mit ernsthafter Wissenschaft zu tun.

Den Lesern, die den Autor nicht das letzte Wort lassen möchten, können gerne das oben verlinkte Forum ansteuern.

Ist Autistenfeindlichkeit rassistisch?

Ja, auch wenn „Rassismus“ sich wörtlich auf den Begriff der Rasse bezieht, muß man heute erkennen, daß es keine Menschenrassen im Sinne einer Realität gibt. Es handelt sich um Konzepte, die Rassisten anwenden, die ihr Weltbild ausmachen.

Die in der Rassismusforschung aktuell am breitesten akzeptierte Definition stammt von dem französischen Soziologen Albert Memmi:

„Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen“ (Memmi, S. 103 u. 164).

Diese Definitionen ist nicht auf rassenbiologisch begründete Rassismen beschränkt, so stützt sich die „rassistische Anklage bald auf einen biologischen und bald auf einen kulturellen Unterschied. Einmal geht sie von der Biologie, dann wieder von der Kultur aus, um daran anschließend allgemeine Rückschlüsse auf die Gesamtheit der Persönlichkeit, des Lebens und der Gruppe des Beschuldigten zu ziehen.“(Memmi, S. 165 f.).

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus#Rassismusdefinition_nach_Albert_Memmi

Während bei Memmi die Wertung ein zentrales Element darstellt, verzichtet George M. Fredrickson vollständig auf dieses Kriterium, wodurch seine Definition auch bestimmte ethnozentrische, vor allem aber ethnopluralistische Konzepte einschließt (vgl. Fredrickson, S. 18 f.). Fredricksons Theorie oder Konzeption des Rassismus aus dem Jahr 2002 basiert lediglich auf zwei Komponenten: „Differenz“ und „Macht“.

„Rassismus entspringt einer Denkweise, wodurch «sie» sich von «uns» dauerhaft unterscheiden, ohne dass es die Möglichkeit gäbe, die Unterschiede zu überbrücken. Dieses Gefühl der Differenz liefert ein Motiv beziehungsweise eine Rechtfertigung dafür, dass «wir» unseren Machtvorteil einsetzen, um den ethnorassisch Anderen auf eine Weise zu behandeln, die wir als grausam oder ungerecht ansehen würden, wenn Mitglieder unserer eigenen Gruppe davon betroffen wären“ (Fredrickson, S. 16).
„Wollten wir eine knappe Formulierung wagen, so könnten wir sagen, dass Rassismus vorliegt, wenn eine ethnische Gruppe oder ein historisches Kollektiv auf der Grundlage von Differenzen, die sie für erblich und unveränderlich hält, eine andere Gruppe beherrscht, ausschließt oder zu eliminieren versucht“ (Fredsrickson, S. 173).

Nicht die „Differenz“, sondern bereits das „Gefühl der Differenz“ dient – nach Fredrickson – Rassisten als Motiv zur Machtausübung bzw. als Rechtfertigung, um „ethnorassisch Andere“ grausam oder ungerecht zu behandeln. Zur Konstruktion von „wir“ und „sie“ bedarf es keines realen Unterschiedes, es reicht bereits ein «gefühlter Unterschied». Weder konkretisiert er die Art der Machtausübung, diese kann von „einer inoffiziellen, aber durchgängig praktizierten sozialen Diskriminierung bis zum Völkermord“ reichen (Fredrickson, S. 16 f.), noch legt er fest, ob die Differenz biologischer, kultureller, religiöser oder sonstiger Natur ist. „Gewöhnlich greift die Wahrnehmung des Anderen als «Rasse» jedoch Differenzen auf, die in irgend einem Sinne „ethnisch“ sind. Nach der Definition des Politikwissenschaftlers Donald L. Horowitz gründet Ethnizität „auf einem Mythos gemeinsamer Abstammung, die zumeist mit vermeintlich angeborenen Merkmalen einhergeht. Eine gewisse Vorstellung von Merkmalszuschreibung und einer daraus resultierenden Affinität sind vom Konzept der Ethnizität untrennbar.“ Die Kennzeichen und Identifizierungsmerkmale, an die man dabei gewöhnlich denkt, sind Sprache, Religion, Bräuche sowie (angeborene oder erworbene) physische Eigenschaften. Eines oder mehrere davon (manchmal alle), können als Quellen ethnischer Verschiedenheit dienen; jedes von ihnen kann Verachtung, Diskriminierung oder Gewalt seitens der anderen Gruppe hervorrufen, die das Merkmal oder die Merkmale, die zum Kriterium des ethnisch Anderen geworden sind nicht teilt. Man kann, wie ich es in einem früheren Essay einmal getan habe, das Wesen des Rassismus als hierarchisch geordnete Ethnizität beschreiben; mit anderen Worten, Differenz wird unter Einsatz von Macht zu etwas, das Haß erregt und Nachteile mit sich bringt“ (Fredrickson, S. 142).

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus#Rassismusdefinition_nach_Fredrickson

Was Inklusion ist und was nicht

Noch immer findet der Leitsatz der Behindertenbewegung „Nichts über uns ohne uns“ in Deutschland gerade in Bezug auf Autisten in der Praxis kaum Anwendung. Dieser Zustand ist in Zeiten der UN-Behindertenrechtskonvention (CRPD) und ihren Wertvorstellungen schlichtweg unhaltbar geworden. Intellektuell meist eher schlecht als recht gestaltete Manöver der in Frage gestellten Kreise ignorieren gerne diese Tatsachen und argumentieren unter anderem auch sinnverfälschend mit den neuen Wertbegriffen wie „Inklusion“ für ihre unhaltbaren und ethisch nicht mehr tragbaren Ansätze und versuchen so deren tatsächliche Bedeutung gegenüber der breiten Öffentlichkeit zu verschleiern.

Dieser Text versteht sich als Ergänzung, Bekräftigung und Konkretisierung der auf dieser Site bereits zu diesen Themen zu findenden Darstellungen. Er will nicht erneut Dinge umfassend anschaulich machen, die bereits anderswo erläutert wurden.

Was bedeutet Inklusion nun also eigentlich? Die CRPD baut fundamental auf der Erkenntnis auf, daß Behinderung keine Personeneigenschaft, sondern ein sozialer Vorgang ist. Dies bedeutet, daß aus Menschenrechtssicht erkannt wurde, daß die Gesellschaft diskriminierende Barrieren beseitigen muß. Die Erkenntnis des sozialen Behinderungsmodells geht mit der Erkenntnis einher, daß es falsch war Menschen der Gesellschaft anpassen zu wollen und es richtig ist Menschen in ihrer Natur anzuerkennen und mit ihrer Natur in die Gesellschaft zu inkludieren.

Dennoch ist gerade vielen Angehörigen von Autisten bisher offenbar noch nicht einmal ansatzweise klargeworden, was das für den Umgang mit Autisten praktisch bedeutet. Aber was soll man auch von Elterngruppen erwarten, die mitunter ganz offensichtlich massive Probleme haben selbst grundlegende Aussagen dieser Internetsite zu erfassen:

Elaborat einer Elterngruppe wrote:

Inzwischen gibt es eine neue Bewegung unter Menschen im Autismus-Spektrum, insbesondere
Asperger Autismus, die sich zusammen geschlossen haben, um gegen Stigmatisierung und
Ausgrenzung zu kämpfen (s. www.auties.net). Sie möchten nicht als “behindert” bezeichnet
werden
und lehnen jegliche Form von Bevormundung ab.

Andere behinderte Bevölkerungsgruppen wie Gehörlose haben bereits einen langen im Grunde sehr ähnlichen Kampf gegen Umerziehungsgelüste (siehe „Mailänder Kongress“) hinter sich, die u.a. auch von Eltern voller „Fürsorge“ und „Liebe“ vertreten wurden und dennoch systematisch verstanden vor allem elterlicher Eitel- und Bequemlichkeit schmeicheln (z.B. mein Kind soll so sein wie ich, dann wird es glücklich). Sicherlich fällt ein Gehörloser weniger auf, wenn er sich akustisch gut artikulieren und von den Lippen ablesen kann. Dennoch wird dieser „Lösungsansatz“ heute zu Recht als verwerflich betrachtet. Inklusion bedeutet Gehörlose mitsamt ihrer veranlagten Natur und Kultur in die Gesellschaft aufzunehmen, sie nicht dominieren und fremdgestalten zu wollen. Inklusion will Verschiedenheit auf gleichwertiger Ebene annehmen. Der Mechanismus die Folgen von Diskriminierung (z.B. Gehörlose erhalten kaum gleichwertige Erwerbsarbeit) mit noch weitergehender Diskriminierung (z.B. Umerziehung gegen die innere Natur) „heilen“ zu wollen ist hinlänglich erkannt und für valide Argumentationen untauglich geworden. Dennoch kann man weiter von Elternseite lesen (wohlgemerkt in einem Text, der bereits aus beschönigender Verteidigungshaltung entstanden ist):

wie oben wrote:

Wenn wir ihm beibringen, seine Wünsche mit
Worten, Gesten oder Bildern zu artikulieren, wird er schneller und häufiger erfolgreich sein und
das wird ihn weiter motivieren, mit uns zu kommunizieren. Dass wir dafür Lieblingsgegenstände
oder auch essbare Verstärker außer Reichweite unseres Kindes tun, ist deshalb keine
Schikane, sondern dient dazu, unserem Kind mehr Möglichkeiten anzubieten, seine
kommunikativen Fähigkeiten zu trainieren und auszubauen. Während nicht-autistische Kinder
ständig nach Dingen fragen, die sie haben möchten, ohne dass man das speziell mit ihnen
üben müsste, muss man Kinder im Autismus-Spektrum häufiger dazu ermuntern, dies zu tun.
Sie müssen häufiger die Erfahrung machen, dass Kommunikation notwendig ist, damit die
eigenen Bedürfnisse befriedigt werden können. Wie schrecklich und frustrierend muss es sein,
wenn man nie gelernt hat, seine Bedürfnisse zu äußern, sondern darauf angewiesen ist, dass
andere Menschen sie “erraten”. Dies wollen wir unserem Sohn weitest möglich ersparen!

Glaubt man dieser Schilderung würden Autisten auch unabhängig von chronischer Überlastung durch vermeidbar ungeeignete Lebensbedingungen in besonderem Ausmaß extreme Handlungen vollführen. Solches entspricht nicht unserer Erfahrung und muß somit als falsch betrachtet werden. Sicherlich gibt es extreme Handlungen unter autistischen Kindern, sie sind jedoch zum einen eindeutig Ausnahmen und keineswegs die Regel oder gar Teil der autistischen Veranlagung und zum anderen eben durchaus Folgen widriger Umstände, die sich wie auf dieser Site schon mehrfach ausgeführt auch nicht ändern, indem man den Kindern abdressiert (das was oben im Zitat beschrieben wird kann nicht anders bezeichnet werden) ihren Schmerz auszudrücken. Diese Verhaltensweisen zeigen Menschen, wenn sie unter traumatischen Bedingungen leben müssen, von praktisch niemanden verstanden oder im inneren Wesen angenommen werden, etc. Natürlich ist es ebenso falsch anzunehmen Autisten würden von sich aus keine Kommunikation wünschen und suchen. Tut ein Autist dies nicht von sich aus, so hat das Gründe, die man finden sollte statt einfach die Symptome wegwischen zu wollen – egal mit welchen Methoden. Wenn jemand vor Schmerz schreit, dann muß man die Ursache des Schmerzes finden!

Dies alles waren nie Schuldzuweisungen an die Eltern wie zur Zeit der Kühlschrankmutterannahme. Nichtautisten tun sich schwer das Wesen von Autisten völlig zu erfassen und typische eigene Unzulänglichkeiten wie Defizite in der Sprachgenauigkeit abzulegen. Diese Konstellationen sind schlichtweg von Verschiedenartigkeit geprägt, mit denen beide Seiten umgehen müssen. In der Praxis läuft es leider meist darauf hinaus, daß die in der schwächeren Position befindlichen Kindern möglichst weit dahin verbogen werden sollen, wohin die nichtautistischen Eltern sie gerne hätten. Durch diese Vorgehensweise entsteht oft erst die geschilderten heftigen Verhaltensweise, die aber nicht als Folge falscher elterlicher Strategien erkannt wird, sondern im Gegenteil noch als Bestätigung fehlgedeutet wird. Hier geht es also nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum die tatsächlichen Zusammenhänge aufzuzeigen.

Autisten sind entgegen landläufiger Klischees sehr empfindsam und erkennen meist sehr gut was mit Nichtautisten in ihrem Umfeld los ist. Wenn von autistischer Seite keine Kommunikation zustande kommt kann es z.B. einfach daran liegen, daß das autistische Kind deutlich spürt, daß ein Elter gegenüber ihm eine sehr schädliche Einstellung hat und nicht offen für eine Begegnung auf Augenhöhe ist. Einstellungen wie beispielsweise diese schönfärberische Lobeshymne auf die eigene gewalttätige geisterstickende Ignoranz:

Zitat:

Man kann das Kind nicht aus dem Autismus zwingen, sondern man kann es nur aus dem Autismus locken.

In diesem Sinne sei nocheinmal betont: Die Übernahme jeglicher ABA/VB-Kosten im Rahmen z.B. der Eingliederungshilfe ist ein Verstoß gegen die UN-Behindertenrechtskonvention und muß unterbunden werden. Ratsuchende Eltern können sich gerne weiterhin an unser Forum wenden, nachdem sie sich vergewissert haben, daß sie bereit sind sich dort nicht wie wild umherpöbelnde Kolonialherren aufzuführen: http://autismus.ra.unen.de

Stellen wir eine brauchbare weltanschauliche Einstellung auf Elternseite fest (ohne solche ist jede Mühe sowieso umsonst), kommen wir auch gerne zur vertiefenden Situationsanalyse ins Haus, sofern es sich einrichten läßt.

Autismus – Die Frage nach der Definition

Ab und zu werden wir darauf hingewiesen, daß wir angeblich eine Interessenvertretung von Autisten seien, aber nicht klar sei, wie wir Autismus überhaupt definieren würden. In der Tat findet sich auf dieser Site seit jeher keine Autismusdefinition.

Die pathologisierenden, defizitorientierten Definitionen taugen nicht nur wegen in ihnen vorhandenen letztlich willkürlichen kulturellen Wertungen nicht, sie führen oft auch noch angebliche Symptome auf, die gar nicht auf Autismus zurückgehen, sondern Zeichen allgemeinmenschlicher psychischer Dauerüberlastung sind. Aufgrund der bis heute noch oft sehr widrigen vermeidbaren Lebensumstände von Autisten sind wir ungewöhnlich oft in solchen Zuständen und zeigen daher auch öfter solche Verhaltensweisen. Diese gewisse Überlappung stellt jedoch lediglich einen statistischen Effekt dar. Andererseits meinen wir, wenn wir von Autisten sprechen, durchaus die Gruppe Menschen, die die Medizin mittels dieses Begriffs im Blick hat. Uns ist jedoch keine formale Definition bekannt, die wir für ausreichend treffend halten, weswegen wir auch so ehrlich sind keine solche Definition zu vertreten.

Auch von Seite der „Experten“ gab es schon immer Zweifel an der Treffgenauigkeit der eigenen Ansätze:

Zitat:

Es ist zwar berechtigt und notwendig, wie KANNER es tut, im Rahmen einer naturwissenschaftlich-biologischen Krankheitslehre die Phänomene autistischen Lebens zu Symptomen zu reduzieren und hinter diesen Symptomen „Grundstörungen“, also Funktionsstörungen innerhalb des Naturobjektes Mensch zu suchen. Autismus wird dadurch definiert als klinisches Syndrom. Man muß aber auch sehen, daß sich einer solchen Betrachtungsweise das Wesen des Autismus als spezifische Abwandlung menschlichen Daseins verschließt.
[…]
Das gleiche Vorgehen ist bei ASPERGER zu beobachten.
[…]
Angesichts dieser Situation ist der Einwand FRIEDMANNs naheliegend, daß für diese beschriebenen Kinder der Begriff „autistisch“, so wie er von der Psychopathologie der Erwachsenen her überlicherweise verwendet werde, vielleicht gar nicht angebracht sei. Zwar sieht man wie ZUTT hervorhob, angesichts der ausgezeichneten klinischen Schilderungen ASPERGERs die beschriebenen Patienten plastisch vor sich und erinnert sich ähnlicher Fälle, aber das, was nun eigentlich autistisch bei ihnen ist, was ihre Daseinsentfaltung als eine autistische kennzeichnet, scheint doch nicht mit befriedigender Schärfe herausgearbeitet zu sein.

Quelle: „Der frühkindliche Autismus“, Bosch, 1962, Springer-Verlag, S.49f

Autismus ist ein faktisch vorhandener menschlicher Archetyp, der jedoch trotz seiner Faktizität schwer greifbar ist. Nichtautisten wissen nicht, wie sich Autisten fühlen. Autisten wissen nicht wie sich Nichtautisten fühlen. Daraus resultiert schon eine gewisse Schwierigkeit: Wer soll vergleichen, was so grundlegend verschieden zu sein scheint?

Wir Autisten stellen immer wieder fest, daß die Zuschreibungen von Nichtautisten in Bezug auf Autisten bei genauerer Betrachtung und vor allem mit wachsendem Einblick in die tatsächlichen Gegebenheiten in immer wieder verblüffender Weise viel mehr auf durchschnittliche Nichtautisten selbst zutreffen. Wie kommt das? Eine negative Projektion der eigenen selbst nicht erfüllten Werte in das Fremde?

Hier zur Diskussion der Versuch einer kindgerechten Einordnung zur Frage „Was ist Autismus“:

Zitat:

Autisten haben schärfere Sinne, sie sehen mehr, hören mehr und so weiter. Aber diese Welt ist für Menschen eingerichtet, die stumpfere Sinne haben. Das ist so als würde irgendjemand fast nur mit Menschen leben, die ziemlich schwerhörig sind und alles ganz laut bereden und Musik und den Fernseher ganz laut aufdrehen, so daß es demjenigen in den Ohren wehtut. In dieser Welt wären auch alle Autos unheimlich laut und genauso viele andere Sachen, weil die meisten Menschen das nicht stört. Deswegen ist auch das Leben als Autist in dieser Welt voller Nichtautisten oft noch ziemlich anstrengend. Manche Autisten sprechen deswegen gar nicht.

Die meisten Nichtautisten sehen nur, daß es Probleme macht, wenn wir uns ständig gestört fühlen und sehen nicht, wie viel mehr wir von der Welt sehen, daß wir manches intensiver erleben als sie und oft auch Dinge erkennen, die sie nicht erkennen. So wie Schwerhörige nicht alle Einzelheiten in einem Musikstück hören.

Aber das ist nicht das Einzige, was Autismus ist. Einige Beispiele von Beobachtungen:

Nichtautisten richten ihr Leben meist darauf aus Verbündete zu haben. Das ist ihnen an Wichtigsten um sich wohl zu fühlen. Autisten hingegen richten ihr Leben meist darauf aus, was richtig zu sein scheint. Das ruft im Alltag sehr große Unterschiede hervor. Nichtautisten lügen praktisch jeden Tag, weil für sie wichtig ist Menschen an sich zu binden oder zumindest keine Feinde zu haben. Viele Autisten können hingegen gar nicht lügen, weil das ihr gesamtes Denken auf den Kopf stellen würde.

Die Menschen sind verschieden und das ist gut so. Manchmal sind viele Menschen der Meinung, daß die eine oder andere Gruppe minderwertiger ist. Vielleicht hängt das mit dem Rudeldenken (Gruppendenken, das nicht ohne Rangordnung auskommt) der Nichtautisten zusammen, denn in einem Rudel gibt es oft Kämpfe darum wer besser als jemand anderes ist. Die Nichtautisten brauchen uns, aber viele sind sich darüber nicht klar. Eine autistische Professorin aus dem USA hat mal geschrieben, daß ihrer Meinung nach die Menschen noch in Höhlen leben würden, wenn es keine Autisten geben würde, die Dinge ausdauernd weiterdenken.

Ein Modell vier verschiedener autistischer Typen als weiterer Diskussionsvorschlag:

Zitat:

1. Utopist: Da wo die Themen der Utopisten mit Small-Talkern geteilt werden, kommen sie miteinander klar. Wo das Interesse des Utopisten ist, da kann er mündlich gut referieren und auch diskutieren. Aber ihm liegt dann oft eher das schriftliche, wobei er sich möglicherweise dessen nicht immer so bewußt ist, da etliche wohl nicht so einfach erfassen, daß das eine mündlich gut geht und in anderen Bereichen dies nicht möglich ist. Der Utopist will etwas verbessern, sein Alltagsleben tritt für ihn darüber eher in den Hintergrund, Gerechtigkeit ist für ihn wichtig. Wo der Diamant eher neutral und abwägend ist, da vertritt der Utopist aber parteiische Vorstellungen.

2. Diamant: Introvertiert, scheu, positives Menschenbild, das sich idR mit zunehmender Lebenserfahrung deutlich eintrübt, klare innere Ordnung?, besonders sachbezogen, neigt dazu sich in Interaktion mit anderen gleichrangig mit diesen „von außen“ zu betrachten, kommt meist nicht auf die Idee sich z.B. von Kritik persönlich angegriffen zu fühlen

3. Small-Talk-Autie (beliebte Selbstbezeichnung häufig „Aspie“): Viele moderat ausgeprägte NA-Eigenschaften inklusive Rudelverhalten, aber auch autistentypische Teilhabeschwierigkeiten und spürbar geringere Komplexität von typischen NA-Lebenslügenskonstruktionen, vermehrt in Vor-Ort-SHGn zu finden = mündliche Kommunikation wird schriftlicher Kommunikation oft freiwillig vorgezogen, oft fröhliches Naturell, „Gemütlichkeit“ wichtiger als Korrektheit, Abgrenzung von Gruppen dieser Sorte Autist nach außen auch durch Intrigen und Gemeinheiten, Tendenz zum Nerd?

4. Graphit: Innere Selbstbild-Unsicherheit kann aggressive „verteidigende“ Reaktionen hervorbringen, fühlt sich schnell angegriffen und beleidigt
Strebt „Harmonie“ auf persönlicher Ebene an? Zeigt teils deutlich taktisches Verhalten mit diesem Ziel, Wahrheit wird auch als wichtig empfunden, „trägt“ aber emotional nicht das ganze Dasein, innere Ordnung weist Uneinheitlichkeiten auf (Bröckchen statt einheitliche Kristallstruktur)
Zieht schriftliche Kommunikation tendenziell vor, oft belastet von mündlicher Kommunikation, Sinneswahrnehmung nicht weniger sensibel als bei „Diamanten“, Tendenz zur Identifikation mit dem Körper?

Eine Korrekturthese des verbreiteten Autismusspektrumsmodells:

Zitat:

Das Autismus-Schizophrenie-Spektrum

Zur Zeit verbreitete Autismusspektumsmodelle gehen davon aus, daß jeder Mensch die Eigenschaft „Autismus“ aufweist. Jedoch in verschiedener Intensität. Bei genauerer ganzheitlicher Betrachtung der gesunden menschlichen Neurodiversität fällt jedoch auf, daß dieses Modell ein Fragment geblieben ist.

Aktive Schizophrenie ist eine Art Gegenpol von Autismus. Autisten fassen relativ direkt auf. Nichtautisten interpretieren mehr und liegen dabei auch im Umgang untereinander erstaunlich oft daneben. „Schizophrene“ interpretieren in den entsprechenden Phasen soviel, daß es selbst durchschnittlichen Nichtautisten wahnhaft vorkommt. Weil den durchschnittlichen Nichtautisten die schizophrene Empathie genauso fehlt, wie den Autisten die durchschnittlich nichtautistische Empathie. Denn Empathie ist die Übertragung des eigenen Wesens auf andere Menschen um diesen besser zu verstehen. Die dabei aus typischerweise recht oberflächlicher durchschnittlich nichtautistischer Perspektive besonders auffällige Autisten und „Schizophrene“ sind solche, die sich in einer Krisensituation befinden.

Dafür gibt es auch Indizien, die man wissenschaftlichen Forschungsergebnissen entnehmen kann, die jedoch stets wegen verbreiteter ideologisch willkürlicher Grundannahmen, übertriebener Schlußfolgerungen, etc. mit großer Vorsicht zu genießen sind.

Die Uniklinik Giessen (Prof. Frith) gab beispielsweise vor einigen Jahren bekannt, man habe bei Beobachtungen von Gehirnen beim »Mentalizing«, der mentalen Reaktion auf die Umwelt, in den dabei als aktiv erkannten Hirnarealen bei Autisten eine unterdurchschnittliche Aktivität, bei „Schizophrenen“ aber eine überdurchschnittliche Aktivität ausgemacht.
Andere Forscher ließen verlauten man habe festgestellt Autisten würden überdurchschnittlich viele Synapsen im Gehirn aufweisen, „Schizophrene“ jedoch eine unterdurchschnittliche Anzahl.

Wie auch immer man diese Angaben im Detail deuten will: Durchschnittlicher Nichtautismus wäre somit aus autistischer Perspektive eine verbreitete Form der Schizophrenie.

Wer einen Definitionsvorschlag hat, kann ihn gerne mit uns diskutieren, vorzugsweise im Ratgeberforum.

Gegenüberstellung diskriminierender Zuschreibungen: Früher „Geschlechtsidentitätsstörung“, heute Autismus

1973 veränderte sich die Situation der Homosexuellen grundlegend: Homosexualität wurde in jenem Jahr aus dem DSM, dem „Diagnostischen und Statistischen Handbuch Psychischer Störungen“, gestrichen. Die Diagnose Geschlechtsidentitätsstörung blieb weiterhin bestehen – unter dem Deckmäntelchen dieser Diagnose wurden jedoch eine zeitlang auch weiterhin Homosexuelle behandelt. Die Diagnose der Geschlechtsidentitätsstörung umfasste nach damaliger Definition so ziemlich alles, was von durchschnittlichem geschlechterrollenkonformem Verhalten abwich. Diese Entwicklung hin zu einem Verständnis von Homosexualität als gesunder Variante des Seins ist massgeblich dem Engagement der Lesben- und Schwulenbewegung zu verdanken.

Heute, fast 40 Jahre später, gehen im Bereich des Autismus ähnliche Veränderungen vonstatten. Autisten sprechen zunehmend für sich selbst, erklären Autismus zumeist nicht als Störung sondern als gesunden Teil menschlicher Vielfalt und tragen diese Auffassung so auch in die Massengesellschaft. So wird z.B. auf Autismus-Kultur geschrieben:

Zitat:

Autismus ist keine Krankheit.
Autismus ist eine Art zu sein, eine Wesensart, ein Naturell.

http://autismus-kultur.de/autismus/autipedia/autismus.html

Auch Regionalverbände des Elternvereins Autismus Deutschland gehen teils zunehmend von einer möglichen Symbiose aus, in der die positiven Aspekte und Fähigkeiten von Autisten hervorgehoben werden sollen. (http://www.autismus-freiburg.de/autismus/erfahrungsberichte/jim-sinclair/index.html)

Dennoch werden Autisten, auch wenn teils auch Therapeuten davon annehmen, dass Autismus als eine andere Art des Denkens, Fühlens und Handelns ist, weiterhin therapiert und somit die tatsächlichen Ursachen für Probleme meist weiter ausgeblendet. (Link nicht mehr verfügbar: http://www.oberlinhaus.de/lebenswelten/lebenswelten/kompetenzzentrum-fue…; Inhalt abrufbar unter: http://web.archive.org/web/20091207105307/http://www.oberlinhaus.de/lebenswelten/lebenswelten/kompetenzzentrum-fuer-autismus/moltke-haus/).

Jedoch gibt es auch Autisten, die, wie früher manche Homosexuelle auch, weiterhin davon ausgehen, dass sie an ihrem Autismus leiden würden:

Zitat:

Zitat:

04.11.2008 23:02 Uhr schrieb Petra
Da ich selbst ein autistisches Kind habe, ist mir immer wieder aufgefallen, wie sehr sie betont haben, dass man an Autismus leidet. Mein Kind leidet nicht an Autismus, sondern an einer Gesellschaft, die auf seine Bedürfnisse nicht Rücksicht nehmen kann und von ihm erwartet, Leistungen zu erbringen, die so nicht möglich sind. Autismus ist keine Krankheit und keine Behinderung, sondern eine andere Art zu sein. Für meinen Sohn wünsche ich mir, dass wir lernen, unseren Blick von den Schwächen weg und stattdessen hin zu den Stärken lenken.

Liebe Petra, Sie haben ganz Recht, es sind die Stärken autistischer Menschen, die viel mehr betont werden müssten. Schon die Diagnosekriterien konzentrieren sich allein auf die Defizite. Ob man Autismus als Behinderung oder vielleicht sogar als Bereicherung für sich empfindet, muss jeder selbst entscheiden. Sicherlich ist es eine andere Art zu sein ? jedoch leider eine, die einen Menschen an den Anforderungen der Gesellschaft scheitern lassen kann. Viele Grüße, Nicole Schuster

http://origin.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2009/0428/010_autismus2…

(Quelle nicht mehr verfügbar.)

 

Eine Gegenüberstellung von Argumentation in Bezug auf die genannten Minderheiten:

 

Autismus:
Dabei wird das aktuelle Verhalten des Klienten zunächst differenziert beobachtet. Im Anschluss legt der Therapeut fest, welche Verhaltensweisen verändert werden sollen. Die Belohnung erwünschten und die Nichtbeachtung unerwünschten Verhaltens führt in kleinen Schritten zum Aufbau angestrebter Verhaltensketten.
http://www.autismusambulanz-rostock.de/ambulanz/Angebote/therapie.htm#th…Link verfügbar unter:

http://web.archive.org/web/20070806143357/http://www.autismusambulanz-rostock.de/ambulanz/Angebote/therapie.htm

 

Dies bedingt eine Analyse des Verhaltens des Kindes, um zu erkennen, was das konkrete Verhalten des Kindes ausgelöst hat oder welche Situation dem konkreten Verhalten voraus ging und welche Konsequenzen diese Verhaltensweise nach sich zieht. Ziel ist es, individuell auf das Verhalten des Kindes einzugehen, so dass es nach und nach zu angemessenen Verhaltensformen in bestimmten Situationen hingeführt werden kann.

http://www.hpstruebbach.ch/index.php/konzepte/78-autismus

Veralteter Link:
http://www.hpstruebbach.ch/Konzepte2/konzept_autismus.htm

Geschlechtsidentitätsstörung:
A daily behavior checklist was developed for Kraig to obtain reliable observational measures of his feminine behavior at home.Eine tägliche Verhaltens-Kontrollliste wurde für Kraig entwickelt, um verlässliche Messwerte seines weiblichen Verhaltens zu Hause zu ermitteln.
Rekers und Lovaas 1974
Autismus:
Zeigen Sie Ihrem Kind, dass das Ignorieren Ihrer Anweisungen oder eine unangemessene Verhaltensentscheidung nicht zum Erhalt von Verstärkung führt.
http://knospe-aba.com/cms/de/infos-ueber-aba/artikel-ueber-aba/die-siebe…Zusätzlich könnten Sie Ihr Kind im Arm halten, mit ihm springen und tanzen, während es der Musik zuhört. Es ist absolut in Ordnung, die Musik auszumachen, wenn Ihr Kind sich entscheidet, den Raum zu verlassen, anfängt rum zu spielen oder sich unangemessen zu verhalten (1. Schritt).
ibd.

Ich war bei solchen Verstärker-Sachenimmer sehr skeptisch, weil es so nach Dressur aussieht. AUßerdem lehnte mein Sohn das sowieso immer ab. Doch neuerdings steht er drauf. Er wollte unbedingt Magic Balls von Tinti (Badebälle, die sich auflösen, dabei das Badewasser verfärben und zum Schluss kommt ein kleines Tier raus). Er hatte zu Ostern welche bekommen. Ich meinte darauf, er müsse sie sich schon verdienen, wenn er ohne Ostern und ohne Geburtstag so was will. Nach einiger Diskussion einigten wir uns darauf, dass er jedes Mal, wenn er in einem Wutausbruch seinen Bruder hauen will und sich aber beherrscht, einen Strich bekommt und nach 10 Strichen kauf ich ihm die Bälle.
Er macht das jetzt ganz ernsthaft und zählt, wenn er sich beherrscht.
Wenn er richtig wütend ist, schafft er es zwar nicht, doch bei kleinen Wutanfällen bemüht er sich nun oft sher, sich zu beherrschen.
http://www.parents.at/forum/archive/index.php/t-633274.html

ABA:
Methode: Operante Verhaltenstherapie: Verstärken und Löschen von bestimmten Verhaltensweisen durch verbale Aufforderungen und lernen durch Konsequenzen.
Anwendungsbeispiele:
– Verstärken von erwünschtem Verhalten durch Esswaren oder bunten Bildern
– Löschen von unerwünschtem Verhalten durch Nichtbeachtung.

http://www.hpstruebbach.ch/index.php/konzepte/78-autismus

Veralteter Link:
http://www.hpstruebbach.ch/Konzepte2/konzept_autismus.htm

Geschlechtsidentitätsstörung:
She was told to attend selectively to masculine verbal and play behavior by smiling to Kraig and complimenting him on his play, and to ignore feminine behavior by picking up the book to „read“Ihr wurde gesagt, Kraig ihre Aufmerksamkeit bei männlichem Sprach- und Spielverhalten durch Lächeln und Loben seines Spielverhaltens zu zeigen, und weibliches Verhalten durch Aufnehmen des Buches, um zu „lesen“, zu ignorieren.
Rekers und Lovaas 1974

a timeout procedure (e.g., sitting isolated in a corner, being deprived of TV time), or (3) physical punishment by spanking from the father.

eine Auszeit (z.B. isoliert in einer Ecke sitzen, nicht TV schauen dürfen) oder (3) physische Bestrafung durch Prügel vom Vater.
ibd.

Autismus:
Durch die fehlende Fähigkeit der Generalisierung kann eine inhaltliche Übertragung auf andere Situationen nicht stattfinden und somit ist es nicht möglich, die notwendige Transparenz aufzubauen.

http://tokol.de/index.php/asperger-autismus-parken-187/merkmale-parken-506

Veralteter Link:
http://www.tokol.de/content/view/610/547/

Viele Menschen mit Autismus können nicht verallgemeinern,
http://www.autismus-bochum.de/index.php?main=allgemein&sub=faq

Die mit Software trainierte Gruppe zeigt
bessere Leistungen als die
Kontrollgruppe (u.a. mit sozialem
Kompetenz Training)
Aber: Keine besseren Leistungen bei
Aufgaben außerhalb der
Trainingsmaterialien
Generalisierungsproblem!!
http://www.akademie-sozialmedizin.de/downloads/sophia08.vortrag.duketis.pdf

Geschlechtsidentitätsstörung:
First, at least some of the children studied reverted to cross-sex play patterns in the adult’s absence or in other environments, such as the home – a phenomenon known as stimulus specificity (Rekers 1975). Second, there was little generalization to untreated cross-sex behaviors – a phenomenon known as response specificity.Erstens, zumindest einige der untersuchten Kinder fielen während der Abwesenheit von Erwachsenen oder in einem anderen Umfeld, beispielsweise zu Hause, in gegengeschlechtliches Verhalten zurück – ein Phänomen, das als Reizspezifität bekannt ist. Zweitens gab es wenig Generalisierung in Bezug auf unbehandeltes gegengeschlechtliches Verhalten – bekannt als Antwortspezifität.

http://web.archive.org/web/20100413215910/http://www.health.am/sex/more/gid_treatment_of_the_child

Veralteter Link:
http://www.health.am/sex/more/gid_treatment_of_the_child/

Autismus:
Ziel des BET ist es, Eltern zu trainieren, die effektiven Elemente verhaltenstherapeutischer Förderung möglichst selbstständig einzusetzen, um die Entwicklung ihres Kindes in den verschiedenen Entwicklungsbereichen wirkungsvoll zu fördern.
http://www.autismushamburg.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/bet-info20…[…] werden Eltern in einer Kombination von Gruppen- und Haustrainings sowie durch eine speziell strukturierte therapiebegleitende Supervision zu erfolgreichen „Lehrern“ / Therapeuten ihres Kindes gemacht.
ibd.

„Autistische Kinder in ihrem stereotypen Verhalten zu unterstützen halte ich für extrem schlecht“, sagt etwa Christine Freitag, Oberärztin an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität des Saarlandes. Sie hat gerade ein Buch über Autismus und Behandlungsmethoden veröffentlicht. Man müsse das monotone Spiel der Kinder unterbrechen, Schüsseln wegnehmen, Alternativen anbieten, auch wenn es Tränen gibt. So könne man dem Autisten klarmachen, was man von ihm will und was nicht. Sicher, auch die hiesigen Therapeuten weisen darauf hin, wie wichtig es ist, dass man sich in das Kind einfühlt. Aber am Anfang einer Interaktion steht bei ihnen stets die Aufgabe, die der Erwachsene stellt. Reagiert das Kind in der gewünschten Art und Weise, sollen die Eltern das Kind immer wieder dafür belohnen, bis es den Vorgang fehlerfrei beherrscht.
http://www.tagesspiegel.de/zeitung/luka-schaut-jetzt-hin/1255682.html

Geschlechtsidentitätsstörung:
The subject was treated sequentially in the clinic and home environments by his mother, trained to be his therapist. The mother was taught to reinforce masculine behaviors and to extinguish feminine behaviors, by using social reinforcement in the clinic and a token reinforcement procedure in the home.Das Subjekt wurde in der Klinik und dem häuslichen Umfeld von der Mutter, die zu seinem Therapeuten ausgebildet wurde, behandelt. Der Mutter wurde beigebracht, männliches Verhalten zu verstärken und weibliche Verhaltensweisen zu löschen, durch die Verwendung von sozialer Verstärkung in der Klinik und gegenständlicher Verstärkung zu Hause.
Rekers und Lovaas 1974

Initially, a large number of prompting instrucitions were given, in conjunction with a large amount of the experimenter’s approval. After four sessions, the prompts were largely faded out.

Zu Beginn wurden [der Mutter] zahlreiche Handlungsanweisungen gegeben, in Verbindung mit viel Anerkennung des Versuchsleiters. Nach vier Sitzungen wurden die Anweisungen grösstenteils überflüssig.
ibd.

Autismus:
Niklas ist halt sehr laut und wird auch schnell böse wenn er seinen Willen nicht durchsetzen kann.

http://web.archive.org/web/20100524080748/http://www.autismus-online.de/gaestebuch1/index.html

Veralteter Link:
http://www.autismus-online.de/gaestebuch1/index.html

Meine Tochter will wirklich jede Situation kontrollieren. Wenn alles so läuft, wie sie das meint, ist alles gut, aber wehe wenn nicht! Dann gibt es Wutanfälle vom feinsten.
http://www.rehakids.de/phpBB2/viewtopic.php?p=1128384#1128384

Geschlechtsidentitätsstörung:
He appeared to be very skilled at manipulating her to satisfy his feminine interests […]. He seemed almost compulsive or „rigid“ in the extent to which he insisted on being a girl and in his refusal of all contact with masculine-like activities.Er schien sehr geschickt im Manipulieren von ihr [der Mutter], um seine weiblichen Interessen zu befriedigen. Er schien beinahe zwanghaft oder starr im Ausmass, in dem er darauf bestand ein Mädchen zu sein und in seiner Weigerung sich mit männlichen Aktivitäten zu beschäftigen.
Rekers und Lovaas 1974
Autismus:
Seine Betreuerinnen im Wohnheim waren mit seinen spontanen Ansprüchen auf Aufmerksamkeit, die er durch massive Sachbeschädigungen zu erzwingen versuchte, und denen sie wegen der Notwendigkeit, auch für den Rest der Gruppe vorhanden sein zu müssen, nicht nachgeben konnten, unzufrieden.
http://www.uni-koblenz.de/~proedler/ni_sp.htmWenn Sie jedoch nicht völlig darauf vorbereitet sind, alle Ausbrüche von Löschungstrotz-Verhalten auf dem Weg durchzustehen, wird es darin enden, dass die Dauer und Schwierigkeit der Verhaltensweisen, die Sie abzubauen versuchen, noch zunehmen werden. Aus diesem Grund rate ich Ihnen besonders dazu, die Anwendung dieses 7. Schritts, wann immer möglich, unter der Anleitung eines zertifizierten Verhaltensanalytikers (BCBA) zu erlernen.
http://knospe-aba.com/cms/de/infos-ueber-aba/artikel-ueber-aba/die-sieben-schritte.html
Geschlechtsidentitätsstörung:
When Kraig began tantrum or other uncooperative behaviors (he typically did when his mother ignored him), the experimenter was particularly supportive of the mother.Wenn Kraig Wutanfälle bekam oder andere unkooperative Verhaltensweisen (dies trat typischerweise dann auf, wenn die Mutter ihn ignorierte), unterstützte der Versuchsleiter die Mutter besonders.
Rekers und Lovaas 1974
Autismus:
Die beste Möglichkeit, um die Kontrolle über die Verstärkung Ihres Kindes zum Lernen zu nutzen ist es, zu entscheiden, welche Dinge das Kind in seiner Umgebung haben darf und was es tun kann, um Sie zu veranlassen, diese Dinge anzubieten oder zu entziehen.
http://knospe-aba.com/cms/de/infos-ueber-aba/artikel-ueber-aba/die-sieben-schritte.html
Geschlechtsidentitätsstörung:
The mother selected, with our consultation, a set of „back-up“ reinforces (cf. Sherman and Baer 1969) according to her boy’s unique preferences for certain candies and rewarding activities (e.g., TV time).Die Mutter wählte mit unserer Beratung ein Set von Verstärkern, entsprechend den Vorlieben des Jungen für bestimmte Süssigkeiten und belohnende Aktivitäten (z.B. TV schauen).
Rekers und Lovaas 1974
Autismus:
ABA ist auf den Prozess einer Verhaltensänderung in kleinen Schritten ausgerichtet.

http://web.archive.org/web/20100323043129/http://www.autismus-mfr.de/cms/index.php?option=com_content&view=article&id=66&Itemid=79

Veralteter Link:
http://www.autismus-mfr.de/cms/index.php?option=com_content&view=article…

Sie müssen konsequent erkennen, wann sich Ihr Kind unangemessen verhält, und dieses Verhalten bewußt erfolglos machen. Sie vollbringen dies, indem Sie es – ganz einfach – nicht verstärken. Wir schaffen das, durch die Anwendung einer Konsequenz, welche Löschung genannt wird.
http://knospe-aba.com/cms/de/infos-ueber-aba/artikel-ueber-aba/die-sieben-schritte.html

Geschlechtsidentitätsstörung:
The mother introduced red tokens[***] for one particular kind of feminine behavior for a period of weeksDie Mutter führte Negativpunkte für eine bestimmte Art von weiblichem Verhalten für eine Dauer von Wochen ein.
Rekers und Lovaas 1974

[***] „red tokens“ sind Negativpunkte, die zu negativen Sanktionen (z.B. TV-Verbot) führen.

Beliebte Scheinargumente für eine Therapie:
Autismus:
Autismus ist heilbar – neue Therapie entwickelt durch Eltern. […] Angeblich ist Autismus nicht heilbar. […] Mittlerweile ist aus dem einst geistig behinderten Kind ein sehr höflicher und aufgeschlossener 16-jähriger Jugendlicher geworden, der sowohl deutsch als auch spanisch spricht, der nicht nur lesen kann, sondern der gerne eigene Erzählungen schreibt und veröffentlicht.

http://web.archive.org/web/20100802122758/http://hilfen-familien-behinderte-kinder.suite101.de/article.cfm/autismus-ist-heilbar—neue-therapie-entwickelt-durch-eltern

Veralteter Link:
http://hilfen-familien-behinderte-kinder.suite101.de/article.cfm/autismus-ist-heilbar—neue-therapie-entwickelt-durch-eltern

Geschlechtsidentitätsstörung:
When we first saw him, the extent of his feminine identification was so profound […] that it suggested irreversible neurological and biochemical determinants. At the 26-month follow-up he looked and acted like any other boy. People who view the videotaped recordings of him before and after treatment talk of him as „two different boys“Wenn wir ihn zum ersten Mal sahen, war das Ausmass seiner weiblichen Identifizierung so tiefgreifend, dass unveränderliche neurologische und biochemische Faktoren angenommen wurden. An der Folgeuntersuchung nach 26 Monaten war sein Aussehen und Verhalten so, wie das jedes anderen Jungen. Menschen, die die Videoaufnahmen von vor und nach der Behandlung sahen, sprachen von ihm als von „zwei unterschiedlichen Jungen.“
Rekers und Lovaas 1974
Autismus:
Ja, mein Sohn leidet darunter „anders“ zu sein. Und ich leide mit Ihm. Wir leben in einer so kalten Gesellschaft: bist Du nicht so wie Sie, wirst Du verprügelt oder verachtet.
http://autismus.ra.unen.de/topic.php?id=3418&goto=48571GERADE die, die behaupten, alles sei in ihrer autistischen Welt ok, die NA seien die Ursache der Probleme, machen es sich zu einfach. DIE WELT kann man nicht ändern, und genausowenig, wie ein Politiker, der unpopulär ist, sich ein neues VOlk wählen kann, kann der Autist sich eine andere Umwelt basteln. Alles andere ist illusorisch.
http://autismus.ra.unen.de/topic.php?id=2694&goto=56175
Geschlechtsidentitätsstörung:
While society probably could afford to become more tolerant with individuals with sex-role deviations, the facts remain that it is not tolerant, and, realistically speaking, it is potentially more difficult to modify society’s behaviors than Kraig’s in order to relieve Kraig’s suffering.Obwohl die Gesellschaft es sich leisten könnte toleranter zu Individuen mit Abweichungen von der Geschlechterrolle zu werden, bleibt die Tatsache, dass sie nicht tolerant ist und realistisch gesehen, ist es schwerer, die Verhaltensweisen der Gesellschaft zu ändern als diejenigen von Kraig, um Kraig Leid zu ersparen.
Rekers und Lovaas 1974
Autismus:
Ich stoße schon jetzt auf viel unverständnis, man muss oft erklären und mir ist bewußt das es noch härter wird je älter Julian wird.
Ein dreijähriger die aus lauter Überforderung schreit geht ja noch, aber was ist wenn er älter ist und dann noch immer so reagiert?
http://www.urbia.de/archiv/forum/th-2791388/Verdacht-auf-Autismus-unser-…Zur Zeit geht es ihm ganz gut, Hauptproblem, das wir haben, ist seine geringe Impulskontrolle. Er dreht leicht durch und wird dann manchmal sehr aggressiv. Ich bekomm manchmal richtig Angst, wenn er so drauf ist. Noch kann ich ihn in so einem Anfall festhalten und verhindern, dass schlimeres passiert, doch was mach ich, wenn er stärker wird
http://www.parents.at/forum/archive/index.php/t-633274.html
Geschlechtsidentitätsstörung:
Finally, Kraig’s parents, who might have found his feminine gestures amusing at the age of 2 yr, were very alarmed when they „got out of hand“ at 4.5 yr, and they strongly wanted him to receive professional helpSchliesslich waren Kraigs Eltern, die sein weibliches Verhalten im Alter von 2 Jahren unterhaltsam fanden, sehr alarmiert, als es mit 4.5 Jahren aus dem Ruder lief und sie wollten, dass er professionelle Hilfe erhält.
Rekers und Lovaas 1974

Secondly, since Kraig had these problems before the age of 5 yr, our best prediction (based on the literature) would indicate that he will have even more severe adjustment problems in adulthood.

Zweitens, da Kraig diese Probleme bereits vor dem 5. Lebensjahr hatte, ist unsere beste Prognose (basierend auf der Literatur), dass er als Erwachsener noch schwerwiegendere Anpassungsprobleme haben wird.
ibd.

Autismus:
A coexisting psychiatric disorder reportedly occurs in 65%–80% of individuals diagnosed with an ASD (de Bruin et al. 2006; Ghazziuddin et al. 1998; Leyfer et al. 2006), with rates tending to be higher than in groups of individuals with intellectual disability without autism (Brereton et al. 2006). Evidence suggests that depressive symptoms are the most common psychiatric concern among individuals with ASD, and are more likely to occur in adolescence and adulthood (Ghaziuddin et al. 2002).
[…]
Our analyses indicated that among a group of adults with ASD, 43% endorsed significant levels of depressive symptoms. These individuals were found to have higher cognitive abilities as estimated by the Verbal and Full Scale scores on the WAIS, and showed less impaired social functioning as indicated by fewer symptoms on the social domain of the ADOS.Bei 65%-80% der autistischen Individuen treten psychiatrische Komorbiditäten auf, dies sind höhere Raten, als bei Gruppen von Individuen mit geistiger Behinderung ohne Autismus. Es gibt Beweise dafür, dass Depressionen die üblichsten psychiatrischen Komorbiditäten bei autistischen Individuen sind und am häufigsten in der Adoleszenz und im Erwachsenenalter auftreten.
[…]
Unsere Analyse zeigte, dass in einer Gruppe autistischer Erwachsener 43% deutlich depressive Symptome zeigte. Diese Individuen hatten höhere kognitive Fähigkeiten, wie bei den Resultaten für den Verbal- und Gesamtteil des WAIS gezeigt wurde und zeigten weniger geschädigtes Sozialverhalten, wie durch weniger Symptome im sozialen Teil des ADOS gezeigt wurde.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?cmd=retrieve&db=pubmed&list_uid…

Fifty-four individuals (50%) had engaged in moderate or severe degrees of self-injurious behaviours at some point in time during development.

54 Individuen (50%) zeigten an einem Punkt ihrer Entwicklung mittlere oder schwere Grade von selbstverletzenden Verhaltensweisen.
http://www.springerlink.com/content/m532l35507165426/

Geschlechtsidentitätsstörung:
For example, it is reported that (1) the most frequent accompanying psychpathology is depression (Pauly, 1969) – 67% of the male transsexuals are thought to suffer intermittent depressive reactions, with suicidal ideation (60%), and actual suicide attempt in 17% (Pauly, 1965) to 20% (Walinder, 1967); (2) self-mutilation in the form of autocastration or autopenectomy was attempted in 18% and accomplished in 9% of one series of adult cases (Pauly, 1965)Zum Beispiel ist es erwiesen, dass (1) die häufigsten Komorbiditäten Depressionen sind – von 67% der männlichen Transsexuellen wird angenommen, dass sie periodisch an depressiven Phasen leiden, in 60% der Fälle mit Suizidgedanken und in 17% bis 20% mit tatsächlichen Suizidversuchen; (2) Selbstverstümmelungen in Form von Selbstkastration oder eigenständiger Penisentfernung wurden in 18% der Fälle versucht und in 9% einer Serie von erwachsenen Fällen vollzogen.
Rekers und Lovaas 1974
Autismus:
Außerdem will man die Früherkennung verbessern. „Autismus ist zwar unheilbar, aber je früher die Förderung stattfindet, desto größer ist die Chance, dass die Kinder später am gewöhnlichen Leben teilnehmen können“, erklärt Anabel Cornago.
http://www.welt.de/welt_print/article3493633/Wenn-das-Kind-nicht-Mama-sa…Uns war etwas sehr klar: Je früher wir die richtige Therapie beginnen können, desto größer die Chancen, Emils Entwicklung entscheidend zu verbessern.
http://www.autismushamburg.de/106.html
Geschlechtsidentitätsstörung:
A third reason for treating Kraig is that intervention on deviant sex-role development in childhood may be the only effective manner of treating (i.e., preventing) serious forms of sexual deviance in adulthood, since in adulthood such severe deviance appears to be quite resistant to psychological treatment.Ein dritter Grund für die Behandlung von Kraig ist, dass die Intervention von Abweichungen der Entwicklung der Geschlechterrolle in der Kindheit die einzige effektive Behandlungsmethode (i.e. Prävention) von schwerwiegenden Formen von sexuellen Abweichungen im Erwachsenenalter darstellt, da im Erwachsenenalter solche schwerwiegenden Abweichungen resistent gegenüber psychologischer Behandlung scheinen.
Rekers und Lovaas 1974

Autismustherapien und Wissenschaft

Noch bis heute meint manch einer, wenn Autisten sich gegen Therapien aufgrund autistischer Eigenschaften wenden, dann würden sie sich wissenschaftlichen Erkenntnissen widersetzen. Diese Haltung zeugt jedoch vor allem von thematischer Unkenntnis.

Autismus wird bis heute offiziell von Ärzten fälschlich als Krankheit diagnostiziert. Um eine Autismusdiagnose zu erhalten werden Beobachtungen angestellt und Abweichungen geschildert. Aber Abweichungen, die einem Arzt geschildert werden deutet dieser berufsbedingt als unerwünscht. Das ist scheinbar vielen nicht klar, die nachher daran zweifeln, ob denn nach der Diagnose durch den Arzt empfohlene Therapien als ganz natürliche Angelegenheit betrachten. So läuft das ja beim Arzt.

Wie erhält man eine Autismusdiagnose? Man schildert bei einem Arzt (der berufsbedingt für die Beseitigung von Krankheiten zuständig ist) einen Sachverhalt, Symptome eines Komplexes der heute fälschlich offiziell noch als Krankheit eingestuft wird, wie vor einigen Jahrzehnten auch noch Homosexualität. Damit wird dem Arzt auch (vielleicht ungewollt) mitgeteilt: das ist unerwünscht.

Der Arzt verweist dann auf „Therapien“, weil das die Fortsetzung dieser Denklinie ist. Diese Therapien bewirken dann die Änderung irgendwelcher Details, was manchmal auch in brauchbarer Weise wissenschaftlich belegt wurde (und manchmal noch nicht einmal das).

Diese Details sind aber eben nur Details. Es wird oft in völlig unzureichender Weise darauf geachtet, welche Schäden parallel zu diesen Maßnahmen auftreten. Das ist wie bei Arzneien. Man hat z.B. wissenschaftlich bewiesen, daß eine Arznei Durchfall stoppt. Also gilt die Wirksamkeit als belegt. Bei Arzneien wird dann noch nach den üblichen Standards getestet, ob irgendwelche offensichtlichen „Nebenwirkungen“ stattfinden. Trotz diesen Standardtests schätzt man z.B. Folgendes:

Zitat:

In den USA geht man von 2 000 000 schweren Arzneimittelnebenwirkungen pro Jahr aus, 44 000 – 100 000 Tote durch Nebenwirkungen, mehr als durch Lungenerkrankungen, AIDS, Diabetes, und Unfälle. 6,7% aller Krankenhauspatienten haben gravierende Arzneimittelnebenwirkungen, 0,32% sterben nach manchen Statistiken daran. 136 Milliarden Dollar sollen die Nebenwirkugen jährlich kosten. Etwa 3-6% aller Nebenwirkungen kommen durch Wechselwirkungen zustande. Wechselwirkungen sind nicht nur als Vergiftungen bedeutsam, oft vermindert auch ein Medikament die Wirkung eines anderen Medikamentes mit bedrohlichen Folgen. Die Statistiken sind allerdings nur wenig fundiert und die Daten sind widersprüchlich. Dennoch Arzneimittel gelten laut der amerikanischen FDA als 4. häufigste Todesursache in den USA.

Quelle

Bei nichtstofflichen „Therapien“ gibt es noch nicht einmal Standardtests in der Art wie bei Arzneien.

Ein abstraktes Beispiel zur Veranschaulichung:

Ein Kind hat beide Hände voller Splitter, weswegen Berührungen damit für ihn über lange Zeit schmerzhaft sind. Die Eltern erkennen das nicht und gehen mit dem Kind zu einem Arzt. Der Arzt erkennt die Splitter ebenfalls nicht und verordnet eine Therapie. In der Therapie lernt das Kind unter großen Schmerzen Dinge halbwegs so anzufassen, wie es für den Betrachter „normal“ aussieht.

Das Therapieziel lautete: >Herstellung des Eindrucks Dinge würden nun „normal“ angefasst.<
In Studien wird wissenschaftlich erwiesen, daß in solchen Fällen die Therapie genügend oft diesen Effekt nach sich zieht, um als wirksam betrachtet zu werden.

Was dabei aber gar nicht berücksichtigt wird, sind Auswirkungen dieser Therapie außerhalb des Details, das betrachtet wurde, welche nicht völlig offensichtlich sind.

Wenn das Beispielkind im Zuge einer solchen Therapie jedoch dauerhaft depressiv wird oder die Abheilung der Splitterwunden durch solche Dressur nach Gutdünken anderer Personen umso mehr chronisch verschleppt wird, dann gilt die Therapie für sich dennoch als wissenschaftlich in ihrer Wirkung belegt, weil diese anderen Details nicht automatisch berücksichtigt wurden bei der wissenschaftlichen Einordnung.

Deswegen kommt es immer wieder vor, daß Therapien abgeschafft werden, weil irgendjemand mal Auswirkungen untersucht hatte, die dann nicht günstig ausfielen. Bevor jemand solche wissenschaftlichen Untersuchungen anstellt geht die Wissenschaft jedoch davon aus, daß es keine Probleme gibt.

Da Autisten sich grundlegend von anderen Menschen unterscheiden, werden sie sehr häufig von Nichtautisten völlig falsch eingeschätzt. Das erschwert die wissenschaftliche Erschließung möglicher Problemfelder von heute noch offiziell befürworteten Therapien aufgrund von Autismus. Wie sollten nichtautistische Psychologen erforschen, wie sich der Zustand eines Autisten im Zuge der Anwendung solcher Methoden ändert, wenn sie Autisten grundsätzlich kaum verstehen?

Die Faktoren, die den Zustand von Autisten erheblich beeinflussen können sind sehr komplex. Ein Behandlungserfolg nach wissenschaftlichen Kriterien kann besonders unter solchen Rahmenbedingungen tatsächlich insgesamt zu einer Verschlimmerung des Gesamtzustands führen, eben weil die Wissenschaft als Erkenntnismethode gerade mit komplexen Systemen wie dem Leben in Grunde hoffnungslos überfordert ist. Etwa bezüglich der Allmachtsphantasien mancher Gentechniker hat sich inzwischen gezeigt, daß es ganz gut war, daß sich deren Vorschläge vor einigen Jahren nicht durchsetzen ließen, z.B. die Vorstellung ein Großteil des menschlichen Genoms sei bedeutungsloser „Genmüll“. Ein weiteres klassisches Beispiel ist die Atomeuphorie der 50er Jahre, in der Wissenschaftler voraussagten, daß in einigen Jahrzehnten Autos mit Kernspaltung betrieben würden.

Den „Gesamtzustand“ auszumachen ist überdies eine immer mehr oder weniger willkürliche Fremdbewertung von Teilen des Gesamtzustands als wichtiger und weniger wichtig voraussetzt. Wenn eine Gewichtung durch Nichtautisten vorgenommen wird, so stellt das zudem noch eine Fremdbestimmung über sie als völlig anders veranlagte Personen dar, die sich in einer Minderheitenrolle befinden. Das spiegelt sich auch in Bewertungen durch Wissenschaftlern wider. Jedoch sind diese Bewertungen selbst eben gerade nicht wissenschaftlich, sondern kulturelle Überzeugungen, die sich weitgehend den wissenschaftlichen Kategorien entziehen.

Wer also argumentiert, daß Therapieerfolge doch wissenschaftlich erwiesen seien und Autisten, die sich gegen Therapien aufgrund Autismus wenden, sich damit quasi gegen die Wissenschaft selbst auflehnen würden, liegt falsch und sollte sich vielleicht auch etwas eingehender mit Wissenschaftstheorie befassen.

(Siehe auch Flugblatt 7)

Vergleich Autismustherapie und Hundeschule

Autismustherapiezentrum (ATZ):

Zitat:

Aufgrund der Schwere ihrer Behinderung benötigen autistische Kinder, Jugendliche und Erwachsene spezifische therapeutische Hilfen. Je früher diese beginnen, desto mehr Chancen haben die autistischen Menschen, altersgemäß zu lernen, sich in ihrer Umwelt zu orientieren, am alltäglichen Geschehen teilzunehmen und Freude am Leben zu entwickeln.

Hundeschule:

Zitat:

Nach Möglichkeit sollte die Erziehung und Sozialisation Ihres Hundes bereits im Welpenalter beginnen – daher bieten wir Kurse für alle Altersstufen an.

ATZ:

Zitat:

Nach einer kurzen Phase der Eingewöhnung und des Kennenlernens versuchen die TherapeutInnen, den augenblicklichen Entwicklungsstand, die Fähigkeiten, die Störungen des autistischen Menschen durch Befragung der Eltern, Beobachtungen und spezielle Testverfahren zu ermitteln. Diese Beobachtungsphase bildet eine wichtige Grundlage für die Therapie und dauert etwa zwei Monate…Anschließend besprechen die TherapeutInnen mit den Eltern, wie ihr Kind gefördert werden soll. Für jedes Kind wird ein individueller, auf seine Fähigkeiten und Möglichkeiten abgestimmter, Therapieplan entwickelt.

Hundeschule:

Zitat:

Da Hunde von Ihrem Wesen intelligente Tiere sind und daher grundsätzlich lern- und wissbegierig, sollten Sie, mit dem Welpenalter beginnend, in einer Hundeschule auf Ihren weiteren Weg in die menschlich geprägte Zivilisation behutsam vorbereitet werden…In einem ausführlichen Gespräch möchten wir Sie, Ihren Hund, Ihre Lebensumstände und natürlich Ihr Problem kennenlernen…Wir bieten in kleiner Runde geführte Trainingsspaziergänge an, in denen an einer Verbesserung dieser oftmals grenzwertigen Situationen gearbeitet wird. In etwa 2,5 Stunden erarbeiten wir unterwegs die notwendige Praxis, damit Sie Ihren Alltag stressfreier meistern können.

ATZ:

Zitat:

Autistische Kinder haben Schwierigkeiten, die Informationen aus ihrer Umwelt zu verarbeiten und das Sozialverhalten, die Kommunikation von Menschen zu verstehen. Sie reagieren daher oft hilflos, unsicher, desorientiert, aggressiv oder ziehen sich zurück.

Hundeschule:

Zitat:

Beratung bei VerhaltensproblemenAggression, Unsauberkeit, Zerstörungswut etc. wir erstellen sinnvolle und vor allem umsetzbare Trainingspläne gemeinsam mit Ihnen

Informationsblatt- / Flugblattsammlung

Hinweis: Keine Flugblätter ohne vorherige Absprache in Briefkästen werfen, auf denen steht, daß keine Werbung eingeworfen werden darf. Damit bereitet ihr euch im Zweifel nur selbst Ärger, da das verboten ist. Das mal ganz davon abgesehen, daß eine breite ungezielte Streuung von Flugblättern in ihrem Sinn auch bezweifelt werden kann.

Der aktuellste Stand der Sammlung findet sich jeweils hier.

Flugblattdruckvorlagen, ganzseitig (auch als Mailanhang geeignet):

1: Wie leben Autisten heute?
3: Autisten dürfen nichts fordern?
4: Informationen über und zum Umgang mit Autismus für das Lehrpersonal
5: Einstiegsinformationsblatt für Eltern
6: Einstiegsinformationsblatt für Kindergartenerzieher
7: Warnung vor zeitgenössischen Therapiemodellen
8: Autismus – Die Frage der Nahrungsmittel
9: Onlinebeschulung an Regelschulen
10: Zur Notwendigkeit barrierefreier Kommunikation
11: Diskriminierungsfreie Begutachtung

Doppelseitenvorlagen:

1: Wie leben Autisten heute?
2: Sind Autisten krank?
3: Autisten dürfen nichts fordern?
18: Ist es Faszination Autist zu sein?

Grundzüge der Kollision autistischer Eigenschaften mit nichtautistisch geprägter Umgebung

Nicht alle Autisten müssen jede hier geschilderte Einzelwahrnehmung so wie dargestellt empfinden. Um Barrierefreiheit für die gesamte Autistenheit zu gewährleisten, ist es jedoch erforderlich, auf sämtliche Punkte einzugehen.

Autisten filtern Sinnesreize nicht unbewußt, sondern nehmen diese mehr oder weniger ungefiltert wahr und müssen sich in einer aktiven Denkleistung laufend entscheiden, welchen Reiz man versuchen sollte besonders zu beachten. Daher kann z.B. der wohlige nichtautistische Klangteppich für Autisten zu einer Barriere werden, sich in einer Umgebung zu orientieren.

Jeder dieser Faktoren beansprucht geistige Kapazitäten, stellt gewissermaßen einen Schleier dar, der ständig immer wieder erst durchdrungen werden muß. Welcher Faktor bei einem einzelnen Autisten eine wie große Rolle spielt, hängt von seiner individuellen Veranlagung ab. Autisten sind wie andere Menschen auch teilweise eher visuell ausgerichtet, teilweise eher akustisch, teilweise auch anders.

Je mehr einzelne Barrieren in einer Situation vorzufinden sind, desto höher die gesamte Barrierehaltigkeit. Wahrscheinlich ist dabei eine enorme psychische Anstrengung, die über das hinausgeht, was Nichtautisten sich freiwillig zumuten würden. Autisten sind jedoch gewohnt hierbei ständig an ihre Grenzen zu gehen, psychisch gesund ist das deswegen noch lange nicht. Diese ständigen Anstrengungen haben Folgen, die dem Burnout-Syndrom entsprechen können. Es kann eine schlimme Erfahrung sein, bereits durch Situationen, die für andere selbstverständlich zu sein scheinen, über die Maßen belastet zu werden. Dies kann zu erheblichem Selbsterleben als Versager führen, zu psychischen Traumen, deren Gründe vom nichtautistischen Umfeld nicht ansatzweise nachvollzogen werden können.

Wer in einer Welt leben muß, die nicht gemäß der eigenen Veranlagung gestaltet ist, kann erhebliche Zweifel an sich bekommen. Der Gedanke, daß nicht man selbst das Problem ist, sondern die nicht passende Umgebungsgestaltung, liegt ohne Kontakt zur autistischen Subkultur recht fern.

Unterdurchschnittlich kleine Personen sind für jedermann sichtbar nicht in der Lage, ohne Leiter im Supermarkt an das oberste Regal zu gelangen. Die andere Wahrnehmung von Autisten sieht man jedoch von außen nahezu gar nicht, zumal Autisten meist gelernt haben, durch Imitation eigentlich fremder Verhaltensmuster weniger aufzufallen. Daher reagieren die meisten Mitmenschen auch völlig anders als im Fall einer kleinen Person. Hilfestellung ist fast nie zu erwarten, da das Problem nicht sichtbar ist. Wer kauft z.B. schon für eine offensichtlich körperlich gesunde Person ein, die angibt das gerade nicht zu schaffen? Würde man damit vielleicht nicht falsch handeln, indem man eine Schüchternheit unterstützt, statt der Person Mut zu machen es selbst zu erledigen?

Achtung: Diese Auflistung ist in ihrer Form geeignet pathologisierende Klischeevorstellungen zu nähren. Dies ist der thematischen Setzung geschuldet und sagt nichts darüber aus, wie die beschriebenen Eigenschaften absolut zu bewerten sind.

Bewegungen

Halten sich Autisten in einer von Nichtautisten nur gemäß deren Veranlagung gestalteten Umgebung auf, treffen sie häufig auf viele sich bewegende Objekte. In einer natürlichen Umgebung hingegen finden sich kaum schnelle und ineinander verschränkte Bewegungen. Gras und Bäume wiegen sich gemächlich im Wind, hier und dort fliegt ein Vogel. Diese Bewegungen halten sich in einem für nervlich wenig durch andere Alltagsbarrieren vorbelastete Autisten meist vertretbaren Rahmen.

Sensibel auf Bewegungen zu reagieren hat in natürlichen Zusammenhängen gar einen einfach einzusehenden Sinn. Die Formenvielfalt der Natur hält sich zudem auch in überschaubaren Grenzen.

Anders z.B. Automobilverkehr auf urbanen Straßen in Kombination mit flackernder Neonreklame und bunten Stadtgestaltungen verschiedener Art. Ein einzelnes sich schnell bewegendes Objekt innerhalb der Sichtweite dürfte für die meisten Autisten zu erfassen sein. Aber selbst häufig auftauchende sich schnell bewegende Einzelobjekte können zu einer erheblichen Belastung führen. Umso mehr eine Szene vieler verschiedener gleichzeitig stattfindender Bewegungen. Besonders ungünstig sind dabei unterschiedliche Bewegungsrichtungen und -geschwindigkeiten. Diese alleine können bereits einen totalen Wahrnehmungszusammenbruch verursachen, da diese Reize nicht mehr zeitnah verarbeitet werden können.

3D-Sicht

Viele Autisten scheinen keine oder eine stark reduzierte Fähigkeit zu haben dreidimensional zu sehen. Dies wurde z.B. bei Donna Williams offenbar durch eine individuell angepasste IRLEN-Brille geändert, mit welcher sie ihre Umgebung entscheidend plastischer wahrnehmen zu können angibt. Dieser Effekt ist nach Erfahrung der ESH selbst in Fachkreisen bisher kaum bekannt.

Dreidimensionales Sehen spielt eine Rolle bei der Abschätzung von Entfernungen und der Größe von Objekten. Beides bedingt einander gegenseitig. Wer Entfernungen schlecht schätzen kann, der weiß nicht genau wie weit weg sich ein Objekt von ihm befindet, und wer das nicht genau weiß, kann auch schlecht dessen Ausmaße schätzen.

Detailzoom

Ein anderer Effekt, der die Schätzung von Objektausmaßen unsicher macht, ist die Eigenschaft mancher Autisten, Details in ihrem Umfeld durch einen „Tunnelblick“ gewissermaßen wie durch die optische Linse von Camcordern an sich heranzuzoomen. Das geschieht mitunter unbewußt. So kann es manchen Autisten z.B. vorkommen als wäre ein Linienbus deutlich dichter oder auch ferner als er es tatsächlich ist. Wer schonmal mit einem solchen Zoom hantiert hat weiß, daß der Blick durch den Zoom völlig aus dem Blickfeld geraten lassen kann, was gerade direkt neben einem selbst passiert.

Es ist zu vermuten, daß diese an sich durchaus nützliche Fähigkeit im Kontext von Dauerüberforderung außer Kontrolle geraten kann.

K.O.-Muster

Manche Muster wie Laufrostgitter, Frontgitter von Lautsprecherboxen oder Rillen von Rolltreppen können Autisten zeitweise handlungsunfähig machen, wenn der Blick auf diese fällt. Von Autist zu Autist ist unterschiedlich, für welche und wieviele Muster Anfälligkeit besteht.

Hier wäre es wünschenswert, solche visuellen Anordnungen besonders bei vorhandener Gelegenheit im Sinne der Barrierefreiheit möglichst aus dem öffentlichen Raum zu tilgen.

Spiegelungen und Reflexionen

Diese können noch stärker blendend empfunden werden als von Nichtautisten.

Helligkeit

Für manche Autisten ist die Helligkeit des Tages überhell und belastend. Daher tragen manche Autisten immer Sonnenbrillen. Das wie auch vieles andere sollte man ihnen nicht aus falsch verstandenem missionarischen Sittenverständnis abzugewöhnen versuchen. Autisten sollten grundsätzlich eher ermutigt werden ihren persönlichen Stil auszuleben, da der eben öfter als von NA gedacht handfeste Gründe hat. Siehe auch Luftzug und „zu warme Kleidung“.

Autisten können sich oft gut in einem Helligkeitsgrad orientieren, der für Nichtautisten „dunkel“ wirkt. Es ist verfehlt, wenn Nichtautisten deswegen ihr Empfinden der vermeintlich richtigen Helligkeit aufzwingen und damit den Autisten von ihm als zu stark empfundener Helligkeit aussetzen. So können Autisten mitunter bei einem Helligkeitsgrad noch weitgehend ihre Umgebung erkennen, bei dem Nichtautisten die Hand vor Augen nicht mehr für erkennbar halten. Diese Lichtstärke kann für den Autisten gerade angenehm sein.

Kunstlicht

Grelles Licht wie Autoscheinwerfer oder Ampeln stellen starke Einzelreize dar. Ein weiteres Problem ist die für Autisten manchmal zu niedrige Taktfrequenz von Leuchtstofflampen, die vermutlich in einigen Jahren ausschließlich erhältlich sein werden.

Farbfilter und Artefakte

Unter Streß oder ohne zunächst erkennbaren Grund kann bei manchem Autisten die visuelle Wahrnehmung einen starken Farbstich bekommen. Das kann z.B. dort Probleme verursachen, wo Farbsignale dadurch unkenntlich werden oder Schrift auf farbigem Untergrund unlesbar.

Ebenso können Artefakte die visuelle Wahrnehmung ergänzen. Artefakte können schwimmende Linien sein oder auch umherfliegende Punkte.

Synästhesie

Überdurchschnittlich viele Autisten sind auch Synästheten. Das bedeutet, daß unwillkürlich sinnesübergreifende Assoziationen stattfinden. Wenn z.B. der Geruch von Rosen wahrgenommen wird, erscheint gleichzeitig auch ein visueller Eindruck.

Synästhesie ist nachgewiesenermaßen einer höheren Gedächtnisleistung zuträglich, da Erinnerungen dadurch griffiger werden.

Veränderungen des gewohnten Bildes

Der Gesamteindruck eines Ortes kann sich für Autisten auch durch Nichtautisten unbedeutend scheinende Veränderungen erheblich wandeln. Z.B. kann alleine ein ungewohnter Stand der Sonne mit ungewohnten Schattenwürfen zu generellen Orientierungsproblemen führen.

Gefällte Bäume, gemähtes Gras, das alles kann Autisten bei ihrer Orientierung behindern. Es kommt auf Einzelperson und Tagesform (die für so Vieles relevante mittelfristige nervliche Vorbelastung innerhalb der letzten Monate) an, wie stark dieser Faktor sich auswirkt.

Formen- und Stilvielfalt

Die Formenvielfalt der Natur hält sich wie schon erwähnt in überschaubaren Grenzen. Für Industrieprodukte gilt das nicht. Ständig tauchen neue unbekannte Formen auf, die zunächst vielleicht nicht einmal richtig erfasst werden können. Diese gesteigerte Komplexität der Alltagsumgebungen erschwert die Systematisierung von räumlichen Strukturen und die Orientierung, bindet Aufmerksamkeit zwecks Erfassung und Einordnung. Dies kann subjektiv von Autisten jedoch als ebenso angenehm empfunden werden wie für NA Radio hören bei Büroarbeit. Dadurch sinkt nachweislich die individuelle Konzentration, was jedoch von der Person selbst meist nicht so wahrgenommen wird (teils mangelnde Selbsteinschätzung bei allen Menschen).

Eine Umgebung mit vielen eher unbekannten Objekten kann für Autisten verwirrend sein. Die Orientierung kann sich in so einem Umfeld besonders verzögern, da Bezugspunkte nicht bekannt sind oder Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Solche unbekannten Objekte können bekannte Strukturen unkenntlich oder schwerer identifizierbar machen.

Dies gilt im übertragenen Sinne nicht nur für den visuellen, sondern auch für alle sonstige Wahrnehmungskanäle.

Zivilisationsgeräusche

In von Nichtautisten gestalteten Ortschaften findet man gewöhnlich eine Vielzahl von Geräuschen. Nichtautisten schildern ihr Erleben so, daß Geräusche für sie angenehm sein können. Gemäß ihrer Veranlagung fürchten sie sich hingegen in einem schallgedämpften Laborraum. Viele von ihnen flüchten innerhalb kurzer Zeit panisch aus solchen Räumen. Daher ist es verständlich, daß von der nichtautistischen Mehrheit ein gewisses Geräuschwirrwarr in ihren Ortschaften als „Klangtapete“, als Zeichen von Identität und Heimat mehr oder weniger unbewußt eingerichtet wird. Auf Autisten wirkt dies mitunter jedoch völlig anders, wie in der Einleitung zu diesem Teil bereits umrissen.

Lautstärke

Autisten empfinden nicht nur ungefiltert die Reize um sie herum, sondern meistens auch deutlicher als Nichtautisten. Bezogen auf Töne bedeutet das, daß üblicher Lärm von Autisten noch lauter gehört wird. Bei Sprache führt das auch dazu, daß Autisten nach dem Eindruck von Nichtautisten zu leise sprechen, was jedoch daran liegt, daß diese oft schlechter hören und es unangenehm ist lauter zu sprechen. Das kennt jeder vom Kontakt mit Schwerhörigen ohne Hörhilfe.

Frequenzbereich

Etliche Autisten hören auch Töne aus Frequenzbereichen, die erwachsene Nichtautisten in der Regel nicht mehr hören, so z.B. manche Schreie von Fledermäusen, Marderschreck in parkenden Autos oder Brummen und Flirren elektrischer Bauteile oder Leitungen.

So kann es auch bei Nichtautisten zum falschen Eindruck kommen, einzelne Autisten würden Wahnvorstellungen unterliegen, da sie offensichtlich auf etwas reagieren, das die Nichtautisten jedoch nicht hören können. Zum Klischee des Unmündigen passt diese Annahme ja auch hervorragend. Hier können Frequenzmessgeräte aus dem Spielwarenladen Klarheit schaffen. Gerade nichtsprechende Autisten können unter solchen Geräuschen leiden, bis hin zu schweren Selbstverletzungen bei jahrelangem Surren elektrischer Bauteile in der Zimmerwand.

Hier sollte ein Bewußtsein dafür entstehen, daß seltsame Reaktionen von Autisten immer einen Grund haben. Wenn nicht diesen, dann einen anderen. Nicht davon auszugehen bedeutet in vielen Fällen die Ablehnung von Hilfeleistung und das leichtfertige Zerstören von ganzen Lebensläufen mit horrenden Folgekosten zulasten der öffentlichen Kassen für die Verwahrung der Trümmer einst vielversprechender und vielleicht nie als solcher erkannten Existenzen. Autisten werden oft fälschlich für geistig behindert gehalten, weil sie nicht so reagieren, wie Nichtautisten es von sich selbst kennen.

Gerüche

Auch für Gerüche oder Geschmackserlebnisse gilt der Abschnitt zu Geräuschen sinngemäß. Unregelmäßig auftretende Gerüche können irritieren. Viele Autisten verabscheuen Parfums an fremden Personen oder gar an ihnen selbst.

Temperatur

Autisten haben häufig im Alltag kein so genaues Temperaturempfinden oder achten aufgrund der vielen anderen Reize nicht auch noch darauf. Erkältungen sind dennoch anscheinend nicht so häufig Folge. Gegebenenfalls kann es hilfreich sein, Autisten ein Thermometer zur Verfügung zu stellen. Manche Autisten können schwitzen und frieren zugleich, vielleicht rührt der Eindruck eines wenig ausgeprägten Temperaturgefühls daher, daß die Einzeleindrücke des Temperaturempfindens nicht so wie bei Nichtautisten zusammengeführt werden, sondern einzeln empfunden werden.

Wenn ein Autist in eine Angelegenheit vertieft ist, kann es vorkommen, daß er nicht fühlt, wenn er sich z.B. kochendes Wasser über die Hand kippt, und dieses vielleicht nur rational wahrnimmt.

Temperaturdifferenzen z.B. nach dem Betreten eines Gebäudes können Autisten irritieren und für eine gewisse Zeit zusätzlich ablenken.

Luftbewegungen

Bewegungen der Luft wirken auf den Tastsinn. Einige Autisten sind hierfür besonders sensibel. Gerade leichte Luftbewegungen wie schwache Winde können eine schwere sensorische Belastung darstellen, oft eine schwerere als kräftigere, kontinuierlichere Luftbewegungen. Kleidet sich ein Autist aus eigenem Antrieb so, daß große Teile des Körpers bedeckt sind, kann es darauf zurückgehen. Dem Autisten das zu verwehren, weil es in manchen Jahreszeiten „zu warm“ sei, kann bedeuten einen Menschen empfindlichem Leid auszusetzen, das dieser gewöhnlich nach außen nicht für Nichtautisten erkennbar ausdrückt, aber stark auf seine Seele wirkt und ernste Traumen verursachen kann. Starker Wind wird hingegen von denselben Autisten mitunter auch als angenehm empfunden, weil er ähnlich drückt wie eine Squeeze Machine und so entspannend wirkt.

Berührungen

Viele Autisten sind für spontane Berührungen von anderen Menschen sehr empfindlich. Berührte Körperteile können noch tagelang nach der Berührung als abgestorben und tot oder auch brennend schmerzend empfunden werden. Aufgrund dieser unangenehmen Erfahrungen mögen es viele Autisten schon nicht, wenn sich Menschen ihnen ohne Einverständnis abzuwarten zu sehr nähern. Wenn möglich sollte zu Autisten dezent ein Abstand gehalten werden, der mindestens der Griffweite der anderen Person entspricht, da viele Autisten hierin bereits aus ihrer Erfahrung heraus eine Bedrohungssituation empfinden, zumal sie schwer einschätzen können, wann eine Person sie wohl tatsächlich auch ohne zu fragen anfassen wird. Das an sich ist eine ganz normale menschliche Schutzreaktion, die von Nichtautisten gerne als „unnormal“ oder „übertrieben“ bezeichnet wird, da sie nicht dem Erleben der nichtautistischen Bevölkerungsmehrheit entspricht. Und diese Mehrheit meint gegenüber dem fremd Erscheinenden der bessere, der „gesunde“ Mensch zu sein und schon daher Recht zu haben.

Autisten sollte auf Wunsch zugestanden werden, in öffentlichen Verkehrsmitteln den Sitz neben sich frei halten zu dürfen, gerade wenn es voll wird. Denn ein volles Verkehrsmittel ist wegen den übrigen verdichteten Reizen alleine schon eine hohe Belastung.

Sich abstoßend anfühlende Oberflächen

Manche Oberflächen wirken auf einige Autisten sehr abstoßend und ähnlich wie visuelle K.O.-Muster, bis hin zu spontanem Brechreiz. Es ist ungünstig z.B. Haltegriffe mit solchen Profilen zu versehen.

Unebener und uneinheitlicher Untergrund

Wie bei allen Menschen fordert ein unstrukturierter Untergrund beim Passieren auch Autisten mehr Aufmerksamkeit ab. Im Wald mag das angesichts ansonsten geringer auf nichtautistische Umgebungsgestaltung zurückzuführende Reize nicht weiter schlimm sein. In einer Ortslage kann soetwas jedoch die grundsätzliche Orientierungsfähigkeit weiter vermindern.

Davon nicht betroffen sind zonenweise strukturierte oder mit haptischen Signalen versehende Bodenbeläge, da diese im Gegenteil den Raum auch für Autisten sinnvoll unterteilen und so entlastend wirken können.

Auch ebene, aber leicht ungerade Untergründe können bei Autisten schwere Irritationen bezüglich des Gleichgewichtssinns auslösen.

Mitmenschen als mögliche Bedrohung

Gerade Mitmenschen können aufgrund ihres autonomen Handelns für Autisten bedrohlich wirken. Ihr Handeln ist oft nicht absehbar, die Empathie der Nichtautisten für Autisten aufgrund der unterschiedlichen Veranlagung des eigenen Erlebens oft erschreckend gering ausgeprägt. Wird eine Person versuchen ein Gespräch zu beginnen, dessen Sinn unverständlich bleibt? Wird sie aufgrund ausbleibender Mimik gar vermuten, daß es dem Autisten nicht gut geht und deswegen erst recht hartnäckig nachfragen oder versuchen „aufzumuntern“? Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut, das weiß jeder Autist nur zu genau. Keine gute Grundlage für Begegnungen mit anderen Personen auf öffentlichem Raum.

Ordnung

Autisten wird nachgesagt, Ritualisierungen positiv gegenüberzustehen. So pauschal stimmt es nicht, aber bevor sich Autisten in die alltägliche Reizhölle begeben, muß möglichst alles klar sein. Flexibles Handeln ist unter der enormen Reizbelastung außerhalb der bekannten, sicheren, selbst kontrollierbaren Rückzugsräume kaum möglich, da kein Mensch unter einer solch schweren Belastung, wie sie sich Autisten gewöhnlich im Alltag darstellt, vernünftig nachdenken kann. Daher ist es für Autisten sehr wichtig, verlässliche Ordnungen in allen Lebensbereichen vorzufinden, die von Reizbelastung geprägt sind. Sinn dieser Ordnungen ist es in jedem Fall zu vermeiden, in der Situation selbst nachdenken zu müssen.

Bedenkzeit

Wird ein Autist in einer für ihn belastenden Situation oder einer für ihn sprachformal oder inhaltlich nicht so klaren Weise etwas gefragt, kann es sein, daß eine Antwort etwas länger braucht. Das gilt auch für alle sonstigen Reaktionen im übertragenen Sinn. Wer mehr im Kopf hat, der muß auch mehr sortieren. Unruhe in Form von Gesten, Nachfragen, etc. tragen dazu bei, daß die Situation für den Autisten weiter erschwert wird. Eine auf NA abwesend wirkende Körpersprache sollte auf keinen Fall so gedeutet werden, daß der Autist nicht um eine Antwort bemüht ist.

Ungeklärte Sachverhalte

Stark belastend können sich auf Autisten auch Vorgänge auswirken, durch deren verzögerten Ausgang noch keine Klarheit über den Ausgang besteht. Das können besonders Ämterangelegenheiten sein oder auch sich über viele Monate hinziehende Gerichtsverfahren. Autisten verarbeiten solche Vorgänge vor allem seriell, sind also bestrebt, Dinge schnell zu erledigen um danach etwas anderes zu tun. Parallele Anforderungen, bei denen mehrere Vorgänge gleichzeitig ungeklärt offen stehen, können Autisten schwer belasten und dahin bringen handlungsunfähig zu werden, da die unerledigten, unbeantworteten Vorgänge nicht vergessen werden können, es sei denn man hat einen Autisten so weit gebracht, daß ihm schon alles egal ist.

Hier bekommen Anforderungen an Barrierefreiheit ein besonderes Gewicht, denn in der Regel ist heute die Antwort auf solche Schwierigkeiten, daß der Autist seine Angelegenheiten von einem Nichtautisten erledigen lassen soll. Dieser denkt jedoch völlig anders und kann auch in der Sache weniger kompetent sein als der Autist, was für diesen dann eine schwere Zumutung bedeutet. Nichtautisten sind zudem aus autistischer Sicht oft launisch und verstehen viele Wünsche nicht. Die entstehenden Kosten fallen der Gesellschaft zur Last, wobei dies nicht erforderlich wäre, wenn Bearbeitungsvorgänge speziell für Autisten strukturell barrierefrei gestaltet würden, also vorsehen deren Vorgänge mit hoher Priorität zu bearbeiten und Verzögerungen durch unumgängliche Erkundigungen stets mit Rückmeldung mit eigener Antwortfrist anzukündigen. Hier sollte stark darauf geachtet werden, daß diese Vorgaben auch von den Bearbeitern in die Praxis umgesetzt werden, daß verstanden wird wie wichtig diese Priorität für die mündige Teilhabe von Autisten an der Gesellschaft ist. Es kann nicht angehen, daß Menschen, die ihre Angelegenheiten gut selbst erledigen könnten, dies nicht tun, weil sie durch solche Barrieren außer Stande sehen, solche höchst widrigen Rahmenbedingungen zu beherrschen. Es kann ebenso nicht angehen, daß Autisten auf viele Rechte sowie auf die Sanktionierung von erfahrenem Unrecht verzichten, weil die Barrieren zur Justiz und Behörden zu hoch sind, um nervlich verkraftet zu werden.

Link

Hier (extern) findet sich ein jüngerer und kürzerer Text mit ähnlicher Zielsetzung, der eventuell teils ergänzend Sinn macht und teils kritisch gewürdigt werden kann.

Autisten – Schwan oder Golem

Weithin scheint noch das Bild von Autisten als Golem vorzuherrschen, als unfertigem, unvollkommenen Nichtautisten, der nur durch aufwändige Therapien und viel Mühe wenigstens halbwegs wie ein richtiger Mensch werden kann, wobei Menschlichkeit dem groben durchschnittlichen Charakterbild des Nichtautisten zugeordnet wird. Am nichtautistischen Wesen soll quasi die Welt genesen – nichts Neues unter der Sonne also.

Vielleicht wäre Andersens hässliches Entlein auch therapiert und operiert worden, um wenigstens halbwegs ein richtiges Entlein zu werden. Wenn die anderen Enten nicht einfach nur befremdet und auf der Suche nach ihrer Gruppenidentität gewesen wären, sondern auch mit einem scheinbar humanen Ansatz dem hässlichen Entlein hätten helfen wollen glücklicher zu werden, wie es heute unter den Menschen oft mit unfreiwilligen Minderheiten geschieht.

Glück hat das hässliche Entlein gehabt, daß zu seiner Zeit die Entenheit nicht dahin gelangt war, wo die Menschheit heute noch weitgehend ist. Denn nur ein relativ unbehelligter und nicht durch Dressur gehirngewaschener Schwan ist in der Lage irgendwann zu entdecken, wohin er gehört, wo er richtig ist.

Zur Werkzeugleiste springen