Menschen wollen menschlich behandelt werden. Wenn das nicht der Fall ist, neigen sie dazu es sich einzubilden. Eine besondere Beziehung besteht dabei logischerweise stets zu Personen, die in das eigene Leben hineinwirken. Das gilt unter Umständen auch für solche, die eigentlich etwas mit uns machen, das uns nicht zusagt. Seien es Geiselnehmer, hoffnungslos rückschrittliche Therapeuten oder Eltern.

Außenstehenden, denen lediglich deren Übergriffe berichtet werden, bleibt verborgen, daß auch der größte Verbrecher menschliche Seiten besitzt, die vielleicht sogar hier und da symphatisch sind. Das Verbrechensopfer ist dem Täter in einer bestimmten Klasse von Fällen menschlich nah, sucht Sicherheit und menschliche Bezugspersonen.

Diskriminierung unfreiwilliger Minderheiten im Alltag ist aufgrund ihrer häufig lebenslangen Dauer ein schweres Verbrechen. Wer kann es aus sich heraus schaffen, ein bedeutenderes Maß von Grausamkeiten an sich selbst zu ertragen ohne das Grauen zu verdrängen, zu verharmlosen? Dazu braucht es stabile menschliche Bezugspunkte, die viele Autisten nicht haben.

Autisten sind als bis heute stark diskriminierte Minderheit häufig am Stockholm-Syndrom erkrankt, was diese einzelnen Autisten daran hindert ihre Interessen sinnvoll zu vertreten oder auch nur halbwegs zu erkennen, welchem breiten Unrecht sie ausgesetzt sind. Symptom ist eine auffällige Häufung von Standpunkten unter Autisten, wonach doch eigentlich alles ganz gut wäre wie es ist. Sicher, alles kann noch schlimmer sein. Wer mit glühenden Eisen gefoltert wird, der hat es noch relativ gut, schließlich könnte es schlimmer sein. Der Sklave hat Angst vor der Abschaffung der Sklaverei, der Unsicherheit des Verlassens der gewohnten Rolle. Diese Sklaven gab es damals tatsächlich, sie sind keine Erfindung. Auch sie waren erkrankt am später so benannten und beschriebenen Stockholm-Syndrom einer tendentiell eher weiten Definition, die auch sehr langfristig erworbene Verbrechenstraumata einschließt.

Dieses treibt auch über aktives Eintreten gegen Rechte und Barrierefreiheit für die eigene Minderheit hinaus hochgradig absurde Blüten, etwa wenn Autisten selbst sogar Morde an anderen Autisten durch deren eigene Eltern in ihrer Verwerflichkeit relativieren, indem Verständnis für sie geäußert wird. Es sei ja schon schwer mit „uns Autisten“. Diese Symptomatik trifft man auch bei anderen Personen an, die gemeinhin als menschlicher Abfall betrachtet werden und nur euphemistisch anders bezeichnet werden: „Das enteignete Bewußtsein plappert die Argumente der Heimleitung nach …“ Der Sklave rügt seinen Mitsklaven, welcher ungehorsam gegenüber dem Besitzer war und teilt ihm mit, daß seine Bestrafung durch 40 Peitschenhiebe völlig gerechtfertigt gewesen sei. Verkehrte Welt. Kranke Seelen.

Damit muß Schluß sein.

Am Stockholm-Syndrom erkrankte Autisten können für die Dauer ihrer Unpässlichkeit keine verantwortliche Betätigung in der Interessenvertretung von Autisten ausüben. Dafür bitten wir um Verständnis. Helfende Tätigkeiten an diese zu vergeben, ist jedoch möglich. Bei der Suche nach geeigneten Psychologen ist die ESH diesen Autisten aber jederzeit gerne behilflich.