Autisten nehmen ihre Umgebung anders wahr als Nichtautisten. In der Regel ist ihre Wahrnehmung genauer, empfindlicher und umfassender. Ihre Fähigkeit zur Konzentration auf bestimmte Aspekte ist oft stärker ausgeprägt. Autisten haben oft sensiblere Sinne, etwa hören sie Geräusche lauter als Nichtautisten oder gar Töne mit Frequenzen, die viele Nichtautisten gar nicht hören, oder sehen Dinge und Farben intensiver. Auch schnelle Bewegungen können überfordern, etc.

Das hat zur Folge, daß Autisten mitunter von dem, was ihnen begegnet, überwältigt sind. Auch Nichtautisten kennen Situationen, in denen sie nach einen starken Eindruck nicht in der Lage sind sich zu bewegen oder sich unfähig fühlen, etwas zu beantworten. Diese Zustände erleben Autisten in einer Gesellschaft, die nicht auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet ist, häufiger und wohl auch tiefgreifender als Nichtautisten.

Da Nichtautisten meist anders wahrnehmen, können sie oft Reaktionen von Autisten nicht gut nachfühlen, nicht selten erkennen sie nicht einmal die Ursachen für die jeweiligen Reaktionen.

Unter allen Menschen gibt es verschiedene Temperamente, egal ob Autist oder nicht. Der eine ist eher cholerisch, der andere zurückhaltend und schüchtern. Daher reagieren auch Autisten in einem Overload recht unterschiedlich. Wie würden wohl Nichtautisten reagieren, wenn man sie Geräuschen aussetzt, die ihnen das Gefühl geben, ihr Trommelfell würde platzen? Wie reagieren sie, wenn das ständig passiert und keiner diese Zumutungen abstellt? Sie reagieren, wie Menschen auf solche Herausforderungen eben reagieren. Diese Reaktionen sind nicht psychisch krank, sondern in einer anderen Wahrnehmung begründet, die an sich Stärken und Schwächen beinhaltet, ebenso wie nichtautistische Wahrnehmung.

Wenn ein Autist sich benimmt „wie ein Irrer“, dann hat das seine Gründe in seiner Umgebung und in deren Abbild in seiner Wahrnehmung. Dies zu ignorieren bedeutet einem schwer leidenden Menschen die Hilfe zu verweigern und ihn weiter in einen psychischen Abgrund zu treiben.

Ein Autist leidet nie unter seiner menschlichen Veranlagung, sondern wegen äußerer Umstände.